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Anfänge einer modernen Zensur

Mit Kritiken und Rezensionen ist es so eine Sache. Sie sind subjektiv. Und das ist gut so. Es trifft für Bücher und Filme ebenso zu wie für Spiele und Musik.

Empfindet der Schreiber einer Rezension das Buch, den Film, das Spiel oder die CD als nicht gut, als fehlerhaft, als unlogisch, als langweilig oder gefällt es ihm schlicht und ergreifend nicht, dann wird er dies in seiner Rezension kundtun. Ist er dagegen von dem Produkt überzeugt, hatte er Spaß damit, hat es ihn gefesselt, ihm Neues vermittelt, konnte er es genießen oder hat es ihm schlicht und ergreifend gefallen, dann wird er auch dies kundtun.

Und auch das ist gut so.

Jeder Autor einer Rezension schreibt diese aus seinem Erfahrungshorizont heraus, gespickt mit seinen persönlichen Bedürfnissen. Da kann er noch so um sachliche Objektivität bemüht sein. Eine sterile, vom Rest der Welt abgekoppelte Rezension wird und kann es nicht geben.

Und auch das ist gut so.

Auch jeder Leser einer Rezension konsumiert diese aus seinem Erfahrungshorizont heraus, gespickt mit seinen persönlichen Bedürfnissen. Der eine Leser möchte sich kurz über den Inhalt informieren, der andere interessiert sich für die persönliche Bewertung des Autors.

Und auch das ist gut so.

Es gibt Menschen, die huldigen den Rezensionen, kaufen nur die über den Klee gelobten Bücher, schauen sich nur die mit dicken bunten Sternen geschmückten Filme an und kaufen auch nur die CDs, die ein erlesener Zirkel von Hörgenussexperten anpreist wie warme Brötchen. Andere Menschen dagegen (ja, ich bekenne mich) machen sich einen Heidenspaß daraus, oftmals genau entgegengesetzt Medien zu konsumieren und fahren nicht immer schlecht damit. Einige Insider meinen sogar, dass ein Verriss die Verkaufszahlen weit mehr fördert als eine gefällig dahinplätschernde Besprechung.

Und auch das ist gut so.

Neuerdings aber gibt es Verlage und Labels, die gern einmal dem Rezensenten oder dessen Auftraggeber eine Abmahnung schicken, weil sie ihr Produkt nicht objektiv genug bewertet sehen. Nicht nur, dass der Lohn ein recht zweifelhafter Ruf für den Abmahnenden sein wird, er gleichzeitig Dritte in finanzielle Nöte bringt, vielmehr werden diese seltsamen Gestalten Türen zu einer modernen Form der Zensur aufstoßen.

Und das ist nun ganz und gar nicht gut so.

(geschrieben von André Kröckel, Pößneck)


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