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Ein Beispiel fürs Leben

In den letzten Jahren, und besonders nach dem Brand 2004, ist viel über die Herzogin Anna Amalia Bibliothek geschrieben worden. Auch das Bücher-Wiki hat einen langen Artikel dazu:

Artikel über Herzogin

Anna Amalia

Aber über die Herzogin, die der Bibliothek den Namen gab, habe ich nicht viel entdeckt, was für mich ein Grund war, mal ein bisschen zu recherchieren und Interessantes zu Tage zu fördern.

Vielleicht hätte es ohne sie die deutsche Klassik nicht gegeben, war eine meiner wichtigsten Erkenntnisse. Geboren wurde Anna Amalia 1739 in Wolfenbüttel als Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Mutter ist eine Schwester von Friedrich dem Großen und besitzt eine große Privatbibliothek. Anna Amalie wird gründlich erzogen und gebildet. Schon mit 16 Jahren heiratet sie den Thronfolger Sachsen-Weimars, der aber schon 1758 stirbt, als Anna Amalia mit dem zweiten Sohn schwanger ist. Danach ist ihr Leben kein Zuckerschlecken: Sie kämpft um die vormundschaftliche Regierung in Sachsen-Weimar, wehrt Intrigen ab und bringt den Siebenjährigen Krieg hinter sich.

Ihr Kulturhunger ist kaum zu stillen. Sie schart einen Kreis von kulturell Interessierten, Bürgerliche und Adelige, um sich, beruft 1772 Wieland zum Prinzenerzieher, ruft 1775 Goethe nach Weimar, Herder und Schiller folgen. Die Runde liest gemeinsam, man spielt Theater, besucht Vorstellungen, musiziert. Weimar entwickelt sich zum „Musenhof“. Anna Amalia wollte ein erfülltes Leben führen, umgeben von Büchern, Schriftstellern und Künstlern. Schon 1761 lässt sie für die öffentlich schwer zugängliche Herzogliche Bibliothek ein „Grünes Schlösschen“ errichten, ganz in der Nähe der Residenz. Die Bibliothek soll allen leicht erreichbar und öffentlich zugänglich sein, nicht nur ein barockes Kunststück, mit dem sie prahlen kann. Bildung soll das Leben des Herzogtums durchdringen. Und deshalb überschreitet sie immer wieder den Etat für Bücherkäufe. Da könnten sich heutige Politiker gerne mal ein Beispiel nehmen, wenn sie den Etat ihrer Stadtbibliothek wieder kürzen wollen!

Interessant, was die Herzogin kauft und liest: vor allem deutschsprachige Werke, Memoiren von oder über Frauen, Reiseberichte und (ja!) erotische Romane. Eine starke Frau, die sich über Regeln ihrer Zeit hinwegsetzt und ihren eigenen Weg geht. Inmitten der Schicksalsschläge, die sie auszustehen hat, weiß sie, was im Leben wichtig ist: Sprachen, die Antike, die Kunst, die Musik, ihre Freunde, ihre Familie – und ihre Bücher.

Die Frau hat mich beeindruckt und soll mir ein Beispiel sein.

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