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Gutes Deutsch – (k)eine Kunst!?

Rechtschreibung, könnte man meinen, sei etwas ewig Gestriges, etwas auf jeden Fall, mit dem man es nicht mehr so genau nehmen muss. Im Zeitalter der Beliebigkeit ist ohnehin alles erlaubt, was gefällt und irgendwie schreibt heute sowieso jeder, wie er meint, dass es richtig sein könnte. Fast ist es also so wie vor der „Erfindung“ des Dudens im Jahr 1880. Nach diversen Rechtschreibreformen und Reformen der Reformen ist der aktuelle Stand des korrekten Schreibens irgendwie nebulös geworden. Stößt man auf eine Schreibweise, die einem seltsam vorkommt, schiebt man den Gedanken meist beiseite – es könnte ja sein, dass man auf eine Änderung gestoßen ist, die man noch gar nicht mitbekommen hat – und hält lieber mal die Finger still.

Es gibt sie jedoch noch, die Bewahrer des guten Stils. Christian Stang zum Beispiel. Der ehemalige Postbeamte hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für korrektes Deutsch einzutreten. Und so unterrichtet er an der Universität Regensburg Studierende und all jene, die es sonst noch interessiert, im fehlerfreien Schreiben. Gelegentlich taucht er, bestaunt wie ein exotisches Tier, in der Presse auf, etwa wenn es wieder eine Neuauflage des Dudens gibt, wie jüngst im Juli. Da wird dann gerne auf den Gralshüter der korrekten Schreibweise verwiesen und darauf, dass der über kein Abitur verfügt – als ob man ein Reifezeugnis bräuchte, um sich fehlerfrei in Wort und Schrift auszudrücken.

Mein Großvater hatte auch kein Abitur und war dennoch ein Fuchs in Sachen Rechtschreibung. Er war gelernter Schriftsetzer und Quereinsteiger in den Journalismus – gutes Deutsch war nicht nur sein Beruf, sondern auch sein Steckenpferd. Als Enkeltochter hat man da schon zu schlucken, wenn man einen Geburtstagsbrief an den lieben Opa korrigiert zurückbekommt: gespickt mit Anmerkungen in leuchtendem Rot ob der tragischen Vergehen gegen die korrekte Schrift. Da leuchteten dann auch die Wangen tief rot – vor Scham und Wut! Alles vergessen, heute bin ich ihm dankbar für seine Pingeligkeit.

Wen also solch knifflige Fragen beschäftigen, ob man Krem, Filosofi oder Maffia schreibt, ist bei Christian Stang gut aufgehoben. Er hat ein aufschlussreiches Werk geschrieben über 50 klassische Zweifelfälle der deutschen Rechtschreibung: „Wo hat der Rauhaardackel sein H gelassen?“ (Das wurde ihm 1996 im Zuge der „Reformschreibung“ geklaut. Der „Rechtschreib-Papst“ trauert solchen Verlusten nicht hinterher. Er betont gerne, dass Sprache dynamisch sei und sich mit den Lebensgewohnheiten der Menschen ändere. Für ihn ist es kein Sakrileg, Maläse zu schreiben oder Teeernte.

Bei Jokers gibt es Christian Stangs Rechtschreib-Rauhaardackel zum Spielen:

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Und wer es ganz genau wissen will, schlägt hier nach:

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Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

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