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Jokers Morgen-Grauen, Teil 5

Mittels modernster Technik übermittle ich viele Grüße aus den Tiroler Bergen! Naja, gut, modernst, E-Mail halt. Ich mache grade Ferien und weil es heißt, dass nach drei Tagen ohne geistige Betätigung das Gehirn aus der Übung gerät, habe ich mich bereit erklärt, auch von hier aus einen kleinen Beitrag zu schreiben.

Fang‘ ich einfach mal wieder mit dem Morgen-Gruß der Woche an: „Geh wech do!“ Als ich heute in aller Frühe vor die Tür der kleinen Pension trat, in der ich wohne, warnten mich diese Worte eines verkaterten Après-Ski-Fans (und die darauf folgenden Würgegeräusche) vor dem Bier-Schnaps-Gröschtl-Gemisch, das kurz darauf aus einem Fenster des ersten Stocks herunterbrach.

Beim Frühstück darf ich täglich einen weiteren skurrilen Gast erleben. Er erscheint jeden Morgen mit seinem „Tablet“ und surft im Internet. Nach etwa 10 Minuten sagt er immer „ich hab’s gleich“, obwohl ihn niemand angesprochen hat. Und nochmal 10 Minuten später verkündet er, wie das Wetter hier vor Ort im Tal im Moment grade ist, indem er vom Tablet abliest, was alle anderen durchs Fenster sehen. Echt! Ein Pärchen am Nachbartisch hat ihn mal gefragt, ob er ihnen die Wettervorhersage für den Nachmittag raussuchen könnte. Aber der Mann hat leider nicht verstanden, was das für einen Sinn haben sollte. Er tablebt grundsätzlich nur im Hier und Jetzt.

Gehört eine solche Verhaltensweise nun schon zur „Digitalen Demenz“, vor der der Hirnforscher Manfred Spitzer so gern warnt? Spitzer glaubt nachweisen zu können, dass digitale Medien das Gehirn, vor allem das kindliche, schädigen: Lese- und Aufmerksamkeitsstörungen, Übergewicht, Suchtanfälligkeit, Kontrollverlust und Gewaltbereitschaft seien die Folge. Klingt, als wolle da mal wieder jemand den Untergang der Menschheit beschwören, nur weil er mit dem Modernen, Neuen nichts anzufangen weiß. Aber wenn man im Alltag mal genau hinschaut, möchte man Spitzer fast rechtgeben. Nur, dass ich mir bei dem, was ich in diesem Zusammenhang erlebe, weniger um das kindliche Gehirn Sorgen mache als eher um das erwachsene.

Beispiel 1 – siehe oben. Beispiel 2: Letzte Woche wollte Kollegin K. mit dem Zug von Augsburg nach München fahren und fragte ihren Büro-Nachbarn, ob er Ahnung von den Abfahrtszeiten hätte. Da er die Strecke täglich fährt, hatte er einen Mini-Faltfahrplan dabei und gab ihn ihr. Offenbar war ihr aber die Schrift zu klein. Also versuchte sie, den Fahrplan mit Daumen und Zeigefinger zu vergrößern… Wer ein Smartphone hat, kennt die Bewegung.

Beispiel 3: Kollege S. hatte kürzlich seinen neuen E-Book-Reader dabei. Viele KollegInnen wollten ihn mal ausprobieren und verzweifelten, weil sie die Seiten nicht durch das von Smartphone und Tablet gewohnte Wischen umblättern konnten. Die mit ausreichend großen, eindeutigen Symbolen versehen Tasten zu benutzen, kam tatsächlich NIEMANDEM in den Sinn.

Digitale Demenz – eine Gefahr auch und gerade für Erwachsene? In diesem Zusammenhang ist die Meldung interessant, dass Facebook-User im Schnitt 40,5 Jahre alt sind und die 50- bis 64-Jährigen mit 2 Stunden täglich nur eine knappe dreiviertel Stunde weniger bei Facebook unterwegs sind als die User unter 35 mit 2,7 Stunden.

40,5 Jahre Durchschnittsalter! Liebe Kinder und Jugendliche, als ich in eurem Alter war, wäre ich keinem Verein beigetreten, der nur dem Zweck dient, mit alten Säcken meine Gedanken, Pläne fürs Wochenende oder Fotos zu teilen. Cool ist was anderes. Aber vielleicht spricht sich die Zahl ja rum und die jungen Leute verlassen fluchtartig die Sozialen Netzwerke. Dann wäre zumindest für die Kinderhirne schon mal ein Auslöser der digitalen Demenz neutralisiert.

So, das war ja jetzt mal ein eher ernstes Thema. Im Urlaub sind meine morgendlichen Gedanken irgendwie ganz normal bürgerlich, nicht so verdreht wie im Werbungs-Alltag. Wie wär’s zur Auflockerung mit ein paar Witzen, die ich hier in diversen Berghütten gehört habe?

Nummer 1: Sagt ein Yeti zum anderen: „Du, ich hab den Reinhold Messner g’sehn!“ – Sagt der andere: „Was, den gibt’s wirklich?“ Hahaha, nicht ganz neu, aber noch ganz gut.

Nummer 2: Warum wird aus Après-Ski-Flirts nie was Ernstes? – Na, weil Skifahrer Angst vor zu festen Bindungen haben! Hahaha, geht so.

Nummer 3, ist wirklich so passiert: Eine Gruppe Wintersportler stürmte um halb elf morgens eine Skihütte („Wo sinnen Detlef und Lutz? Hammwa die vajessn?“). Als der Kellner die Bestellung aufnehmen wollte, sagte einer: „Sachma, da draußn steht, hier gäb’s kostenloses WIFI. Heißt dat nu kostenloses Wirtin Fi****?“ Hahahää? Auch hoch droben auf dem Berg kann das Niveau ganz tief unten sein. Der Kellner allerdings sagte schlagfertig „Da muss ich erst in der Küche nachfragen“, ging weg und kam nicht wieder. DAS war schon wesentlich lustiger. Nicht zuletzt, weil die Herrenwitze auf zwei Beinen ihr Konterbier woanders trinken mussten. Ha-Ha!

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