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Das Meer des Lebens und Liebens

kirchhoff

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine seltsame Geschichte: zwei junge Menschen im Fokus des Lehrerkollegiums. Sie wurden in flagranti erwischt in eindeutiger Pose, im Keller des altehrwürdigen Hölderlingymnasiums in Frankfurt am Main. Das Pikante daran: Es ist davon auszugehen, dass der weibliche Teil nicht ganz freiwillig bei der Sache war, was der männliche Part ganz anders sieht. Soviel also zur Ausgangssituation von Bodo Kirchhoffs vielschichtigem Roman, bei dem es um viel mehr geht, als um das Getechtel zwischen zwei Jugendlichen – um den Eros zwischen Alt und Jung, den Eros des Erzählens und um die Spannung zwischen Sprache und Körper.

Was geschah wirklich nach einer Theaterprobe zu Shakespeares „Sommernachtstraum“, als die beiden HauptakteurInnen Viktor und Tizia in eben jenem Keller zusammenkamen? War es eine Liebesnacht? War es Verführung? Oder gar Überredung mit sanftem Zwang? 12 Jahre später lässt diese Frage Viktor immer noch nicht los. Inzwischen ist er Anfang 30 und arbeitet für ein deutsches Kulturinstitut in Lissabon. Völlig unverhofft wird er mit jenen dunklen Facetten seiner Vergangenheit konfrontiert, als er für eine Veranstaltung eine Schauspielerin zur Gedichtelesung sucht: Es meldet sich das Mädchen von einst, Tizia und sie ahnt nicht, wer sie da engagieren will.

Für Viktor spielt sich das Drama seiner Jugend noch einmal ab. Er wurde mit dem Vorwurf der Vergewaltigung konfrontiert. Doch wo beginnt Gewalt und wo hört sie auf? Können zwei Menschen eine Situation komplett unterschiedlich empfinden und beurteilen? Hatte er Tizia zu etwas gedrängt, was sie so gar nicht wollte, er aber anders beurteilte? In Rückblenden lässt Kirchhoff wohldosiert die vergangenen Geschehnisse einfließen, während der Protagonist in Lissabon dem Zusammentreffen der von ihm immer noch sehr verehrten Tizia entgegenfiebert.

Wer bin ich, wenn ich liebe? Das fragt sich Viktor immerzu. Und es schieben sich die Bilder von damals ins Bewusstsein, als in einer Lehrerkonferenz über seinen Verbleib an der Schule befunden wird; und anschließend sein alter Lehrer Dr. Branzger ihn zu sich in die Wohnung zitiert, wo er von ihm die Wahrheit wissen will. Dabei erweist sich dieser als Lehrer im eigentlichen Sinne, als Lehrmeister. In langen Nächten mit viel starkem Kaffee gibt er an seinen ehemaligen Schüler weiter, was ihn das Leben und Lieben gelehrt hat – und überreicht ihm schließlich einen Stoß Aufzeichnungen, die er einst über „den Fall“ machte.

http://www.jokers.de/3/14625366-1/buch/wo-das-meer-beginnt.html

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

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