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Müsli – Wer hat’s erfunden?

Man liebt es oder man hasst es – am Müsli scheiden sich die Geister. Während die einen Müslivoller Begeisterung die leicht pampige Köstlichkeit aus Getreide und Obst in sich hineinschaufeln, bleibt das Breichen anderen im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken. Doch was heute so alles unter dem Begriff Müsli daherkommt, hat mit der ursprünglichen Erfindung eines Schweizer Gesundheitsapostels nicht mehr viel zu tun. Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867 – 1939) verwendete weder Schokosplitter noch Cornflakes und er schnippelte auch keine exotischen Früchte klein, um seine Vollwertspeise schmackhafter zu machen.

Das Ur-Müsli enthält nur wenige Bestandteile: eingeweichte Haferflocken, geriebene Äpfel und Nüsse, gezuckerte Kondensmilch und Wasser. Zusammengemischt ergibt das eine etwas klebrige, kompakte Konsistenz, die aber, das sei ehrlich erwähnt, durchaus wohlschmeckend ist. Bircher-Benner guckte seine „Apfeldiätspeise“ bei den Schweizer Alphirten ab, bei denen seit Jahrhunderten ein ähnliches Mus auf dem Speisezettel stand.

Fortan wurde die „d’Spys“ zivilisationsgeschädigten ZeitgenossInnen in Bircher-Benners Sanatorium „Lebendige Kraft“ auf dem Zürichberg gereicht, wo sie sich der Völlerei und des Alkohol- und Tabakkonsums enthielten. Thomas Mann weilte übrigens dort und lies sich von dem „hygienischen Zuchthaus“, wie er es nannte für seinen Zauberberg-Roman inspirieren. Neben ihm genossen auch Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Wilhelm Furtwängler das straffe Programm aus asketischer Ernährung, Bewegung an der frischen Luft, Verzicht auf die kleinen und großen Sünden des Lebens und früher Bettruhe.

Bircher-Benners Müsli hat sich durchgesetzt, auch wenn es inzwischen vielfältig variiert wird. Spätestens mit der Hippie- und Ökobewegung der Endsechziger schaffte es seinen Durchbruch. Heute hat es wohl jede/r schon mal im Napf gehabt. Korrekterweise genießt man es nach Schweizer Art übrigens als leichtes Abendessen, gern auch mit Butterbrot und Milchkaffee als „Birchermüesli complet“.

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Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: VirtualSteve / Wikimedia Commons

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