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Runter mit der rosa Brille!

Wir haben es ja schon immer geahnt – Positives Denken ist nicht nur höllisch anstrengend, sondern wohl auch nicht besonders gesund. Das jedenfalls hat aktuell ein deutsch-schweizerisches PsychologInnennteam herausgefunden. In einer Langzeitstudie über zehn Jahre hinweg wurde untersucht, wer weniger von Krankheiten betroffen war und länger lebte – die Think-Pink-Fraktion oder die Gruppe der Miesepetrigen.

Es waren letztere! Die Grantlhuber über 65 Jahren erfreuten sich den Forschungen zufolge einer weitaus stabileren Gesundheit und lebten auch länger. Zurückführen kann man das vielleicht auf die Tatsache, dass sie mit ihrer pessimistischen Zukunftssicht stets mit dem Schlimmsten rechnen und besser auf ihr Befinden achten als die Sonnenschein-VertreterInnen.

Worum geht es beim Positiven Denken? Ganz einfach darum, sich selbst durch die Kraft guter Gedanken in positive Schwingungen zu versetzen. Gelingt dies, winken Glück, Gesundheit und Gewinnmaximierung. Klappt es nicht, ist man selbst schuld, weil man nicht positiv genug gedacht hat. Die bekanntesten VertreterInnen der Think-Pink-Bewegung sind Dale Carnegie, Norman Vincent Peale, Joseph Murphy und Kurt Tepperwein.

Um sich auf den richtigen Weg zu bringen, schwören AnhängerInnen auf Affirmationen, sozusagen positive Glaubenssätze, die sie mantramäßig vor sich hinmurmeln, beständig im Oberstübchen wälzen oder sich auf kleinen Haftnotizzettelchen an den Spiegel oder den Computermonitor kleben. Oder man probiert es mit Visualisierung, was man auch mit Tagträumen umschreiben könnte. Das, was man erstrebt, malt man sich blumig vor seinem inneren Auge aus und bringt sich praktisch schon mal in Vorfreude. Bis zur Manifestierung des Gewünschten sei es dann, so die Versprechung, nur noch ein kleiner Schritt. Wohlgemerkt, man macht alles richtig.

Lotus pedunculatus - one plant (aka)
By André Karwath aka Aka (Own work) [CC-BY-SA-2.5], via Wikimedia Commons

Kritik am Positiven Denken ist nicht neu. Bereits 1997 verfasste der deutsche Psychotherapeut Günter Scheich sein Werk „Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen“. Er kreidet an, dass gerade labile Persönlichkeiten durch das aufgesetzte Gutdenken in die Depression abrutschen können. Auch Realitätsverlust steht auf der Liste der Schädigungen. Denn, wenn es nicht klappt mit dem erfolgreichen Leben und der guten Stimmung, dann hat man etwas falsch gemacht; eben nicht positiv genug gedacht – und ist somit selbst schuld an seinem Leid und Unglück. Das kann zarte Gemüter schon ins Straucheln bringen!

Wenn Sie’s trotzdem ausprobieren und durch die rosarote Brille gucken möchten, hier eine Auswahl der Stimmungsaufheller in einem Band:

Glück ist kein Zufall

Wer tiefer einsteigen möchte, wird hier fündig:

* Kurt Tepperwein

* Dale Carnegie

* Joseph Murphy

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

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