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Vergängliche Suchmaschinen-Gedichte

Wie schreibt man ein gutes Gedicht? Im besten Falle fließen einem die Wörter einfach so zu. Man kann aber auch in die Natur suchmaschinegehen und auf Inspiration hoffen. Oder nachts durch die Straßen laufen, vielleicht wirkt das erhellend. Manche probieren es mit psychoaktiven Substanzen – vulgo Drogen – aber davon ist aus gesundheitlichen Gründen eher abzuraten. Jetzt gibt es eine ganz neue und ganz einfach Methode, Lyrik zu produzieren und zwar mit Google.

Ja, die Suchmaschine hilft beim Dichten und das liegt an ihrer automatischen Ergänzung zum Vervollständigen von Suchanfragen. Wer ins Suchfeld die Worte „Es ist“ eingibt erhält u.a. folgende Vorschläge:

„Es ist
Es ist was es ist
Es ist alles eitel
Es ist Sommer
Es ist noch Suppe da“

Wenn das keine dadaistische Lyrik ist…

Der erste, der dies entdeckte und im großen Stil bekannt machte, war der Finne Sampsa Nuotio, der seither seine schönsten Werke auf einem eigenen Blog www.googlepoetics.com veröffentlicht; auf Deutsch www.deutsch.googlepoetics.com – stets mit Screenshot, denn die Google-Poesie ist vergänglich. Da die hinterlegten Algorithmen ständig angepasst werden, ändern sich die Suchvorschläge und damit auch die Verse.

Die Google-Autovervollständigungen basieren auf den über täglich drei Milliarden Suchanfragen. Die Vorschläge zeigen also, womit sich die NutzerInnen gedanklich so beschäftigen. Kennzeichnent ist das Wort „warum“, mit einem etwas techniklastiken Ergebnis:

„Warum
Warum soll ein längeres starkes Gefälle nicht mit getretener Kupplung durchfahren werden?
Warum ist der Himmel blau?
Warum muss die Bremsflüssigkeit nach Anweisung des Fahrzeugherstellers ausgetauscht werden?
Warum?“

Die Themen Auto und Verkehr scheinen von enormer Wichtigkeit zu sein.

Probieren wir das Ganze mit „Ich will“:

„Ich will
Ich will spielen
Ich will sterben
Ich will keine Schokolade
Ich will nur“

Was ist davon nur zu halten?

Im Grunde entspringen die Suchmaschinen-Dichtungen der Essenz unserer täglichen Gedanken, Träume, Wünsche und Ängste. Das rückt sie in die Nähe des Philosophischen.

Wer es ausprobieren möchte: nur los! Man kann nichts falsch machen; und es ist ein riesiger Spaß voller Überraschungen.

Ansonsten legen wir Ihnen noch unsere riesige Jokers-Gedichtedatenbank ans Herz – eine der größten Lyriksammlungen im deutschsprachigen Netz. Klicken Sie sich durch und schmökern Sie sich durch Tausende Gedichte. Natürlich können Sie auch selbst mitmachen: einfach ihre besten Werke einsenden und mit etwas Glück werden Sie veröffentlicht.

http://www.jokers.de/1/poem.start/gedichte-datenbank.html

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

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