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Zu schön, um schreiben zu können?

Marisha PesslEigentlich ist es ja völlig egal, wie Autoren aussehen. Man will ja schließlich nicht mit ihnen ausgehen, sondern ihre Werke lesen. Dennoch wird das Äußere von Autoren bisweilen eben doch kommentiert. Vor einigen Jahren betraf es Judith Hermann, die Autorin des gefeierten Buches „Sommerhaus, später“, zuletzt die Frisur der frischgebackenen Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Auch über die Autorin des Buches, das ich Ihnen nun empfehlen möchte, gibt es einiges zu hören. Und zwar nur Positives. Denn die Autorin von „Die alltägliche Physik des Unglücks“, Marisha Pessl, ist ausgesprochen attraktiv. Und jung obendrein. Natürlich gab es auch Kommentare nach dem Motto „Wer so hübsch und jung ist, der kann doch gar nicht gut schreiben können“ – von wegen vermuteter Oberflächlichkeit und angeblich mangelnder Lebenserfahrung. Marisha Pessl hat solche Negativ-Kommentatoren aber eines besseren belehrt und ein viel beachtetes Debüt hingelegt, das ihr erstmal einer nachmachen muss.

In ihrem Buch geht um das 16jährige Mädchen Blue. Ihre Mutter lebt nicht mehr und so zieht sie mit ihrem Vater, einem Universitätsprofessor, nach jedem Semester von Ort zu Ort durch viele Bundesstaaten der USA. Sie liest sich quer durch alle Klassiker, die sie in die Finger bekommt, ist aber auch einer feuchtfröhlichen Feier nicht abgeneigt. Als plötzlich ihre charismatische Lehrerin ermordet aufgefunden wird, gerät ihr Leben aus den Fugen und sie begibt sich auf die Suche nach den Gründen für deren Tod.

Das Buch strotzt nur so von Filmzitaten, Liedtexten und Anspielungen auf Werke der Weltliteratur. Von Shakespeare über Gustave Flaubert, Herman Melville und Joseph Conrad bis zu Franz Kafka geht der Reigen der großen Namen. Das macht Vergnügen, bringt immer wieder neue Facetten ins Spiel und liest sich intelligent und spannend. Mit 600 Seiten mein Lesetipp für lange Herbstabende!

(Geschrieben von Matthias Stöbener)

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