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Überwacht

In der Rubrik „Geheimdienste“ berichtete DIE WELT ONLINE dieser Tage, dass ausgerechnet der Autor des Überwachungsklassikers „1984“ George Orwell vom britischen Geheimdienst MI5 überwacht wurde – von 1929 bis 1950. Heraus kam das 2005, als im Rahmen des britischen „Freedom of Information Act“ entsprechende Dokumente veröffentlicht wurden. Grund für die Überwachung: Orwell oder Eric Arthur Blair, wie er eigentlich hieß, war zeitlebens Sozialist und wurde kommunistischer Aktivitäten verdächtigt. Außerdem kleide er sich wie ein Bohemien, im Büro und in seiner Freizeit, wie es in einem Geheimdienstbericht hieß. Dass er sozialkritische Reportagen schrieb, das Leben der Arbeiterklasse recherchierte und Unterstützung kommunistischer Organisationen genoss, war den Geheimdienstleuten der Krone nicht geheuer.

BombeSchade dass die geruhsamen Zeiten, da sie missliebige Autoren überwachen durften, für heutige Geheimdienste weitgehend der Vergangenheit angehören. Heute wird der MI5 genug mit islamistischen Kreisen zu tun haben. Ob da noch Kapazitäten für die Über- wachung von Schriftstell- ern übrig ist? Das darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Ander- erseits würde sich eine Überwachung von Schriftstellern heute auch kaum mehr lohnen. Geistige Produkte werden nicht mehr als gefährlich eingestuft. In einer Gesellschaft, in der jeder denken darf, was er will, und sich widersprechende Meinungen ge- genseitig aufheben, käme einem die Überwachung von Schrift- stellern reichlich überflüssig vor. Anschläge und Bomben sind gefährlicher als Bücher, glaubt der Westen heute. Wenn das mal nicht ein Irrglaube ist!

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