Fünfmal verheiratet, zwölf
Jahre lang Diebin, acht Jahre als deportierte Strafgefangene – im Leben der
Moll Flanders kommt ganz schön was zusammen! Es ist ein wechselvolles,
spannendes Leben, das Daniel Defoe in seinem Roman über eine Londoner Dirne
beschreibt. Das ist nichts für zarte Gemüter, denn es geht ziemlich rau zu in "Moll Flanders". Unter Dieben, leichten Mädchen und allerlei Gesindel ist es schließlich
nicht wie bei Hofe, aber das Ganze hat nichts Zotiges. Vielmehr ist es die
überaus unterhaltsame Darstellung einer klugen Frau, der im Leben von Anfang an
nichts geschenkt wird, die sich aber durch alle Schwierigkeiten hindurchkämpft
und schließlich als reiche und ehrbare Frau ihr Leben beschließt.
Als Waisenkind gelangt sie
in jungen Jahren in eine wohlhabende Familie und heiratet einen der Söhne. Als
dieser stirbt, gerät sie in finanzielle Not und muss sich erneut einen Mann suchen.
Sie ehelicht einen Tuchhändler, der jedoch nach seinem Bankrott das Land
verlassen muss und sie freigibt. Es folgen weitere Ehen und Beziehungen, die
bis auf die letzte allesamt unter keinem guten Stern stehen. Moll Flanders wird
schließlich zur Prostituierten und Diebin. Sie wird gefasst und zum Tode
verurteilt, vom einem Geistlichen jedoch zurück auf den Weg der Tugend geführt.
Solcherart geläutert wird die Todesstrafe in Deportation umgewandelt, und in
Amerika macht Moll Flanders schließlich ihr Glück und kehrt als reiche Frau
zurück nach London
Herrlich! Solche bunten
Romane voller irrwitziger Geschehnisse, Schicksalsschläge und überraschender
Wendungen sind im 18. Jahrhundert äußerst beliebt. Und Daniel Defoe hat hier
wahrlich ein Meisterstück dieser Gattung abgeliefert. Interessant ist, dass der
Autor eigentlich Kaufmann war und selbst ein schillerndes, politisch
umtriebiges Leben geführt hat, das von Bankrotten, Gefängnisaufenthalten,
Geldstrafen und Flucht ins Ausland geprägt war. Und trotzdem hat dieser Mann im
Alter von fast sechzig Jahren einen Bestseller wie "Robinson Crusoe" verfasst. Drei
Jahre später, 1722, folgt der Roman "Moll Flanders" – fast so berühmt wie der
große Vorgänger und ebenso handfestes Lesevernügen, das Sie sich nicht entgehen
lassen sollten …
Bild: Daniel Defoe/wikimedia.de