Sie erzählt keine Märchen wie J. K. Rowling. Macht keinen
Wirbel wie Dan Brown. Und bauscht keine künstliche Dramaturgie auf wie Simon
Beckett. Nein, für sowas ist Catrin Barnsteiner wirklich nicht zu haben.
Vielleicht ist die 35-jährige »Welt«-Journalistin für derartige Effekthascherei
auch einfach zu unaufgeregt.
Ach, möchte man aufseufzen, solche Autoren liest man gern.
Denn ihre Bücher nehmen den Leser ernst. Es ist doch so, dass der „normale“
Leser eben nicht tagtäglich die Welt rettet oder haarsträubend-konstruierte
Geschichten erlebt. Stattdessen ereignen sich in Wirklichkeit oft Anekdoten,
die vielleicht genauso haarsträubend, aber weniger konstruiert sind. Diese
vermeintlich kleinen Ereignisse, in denen die wahren Abenteuer stecken, lohnt
es sich zu erzählen.
Und so kaschiert die Berliner Nachwuchsautorin den Alltag
nicht – sie entdeckt ihn. Mit fast kindlicher Neugier, erwachsenem
Urteilsvermögen und liebevollem Humor wirft sie ihren unverstellten Blick auf
die Vielschichtigkeit menschlicher Persönlichkeiten und Beziehungen. Subtil
macht sie darin die wahren Abgründe und Tragödien, vor allem aber den
unbarmherzigen Witz des Lebens aus. Daraus spinnt Catrin Barnsteiner dann mit
zärtlich-spitzer Feder feinsinnige und hintergründige Kurzgeschichten. Die
brachten ihr bereits zweimal eine Nominierung für den Axel-Springer-Preis für
junge Journalisten ein.
Endlich ist da jemand, der die Psychologie der "Generation
Golf", "Generation Praktikum", "Null-Bock-Generation" – oder was es sonst noch
für dilettantische Versuche der begrifflichen Verortung dieser Generation gibt
– nicht wertend analysiert. Im Erzählband "Verglüht" versteht es Catrin
Barnsteiner stattdessen, auf sympathisch zurückhaltende Art in
unterschiedlichste Lebenswelten der Gesellschaft einzudringen und dabei stets
herrlich lebensnahe Paradoxien und Skurrilitäten zu Tage zu fördern.
Liebe Frau Barnsteiner, bitte mehr davon!