Sind Sie gut drauf?
Denken Sie immer positiv, auch wenn Ihnen die Einkaufstüte auf der Straße
reißt, der Freund wegläuft oder Ihr Job gestrichen wird? Wohl kaum. Grämen Sie
sich! Sie sind mit Ihrem Kummer nicht mehr allein. Jetzt wurde der
Gute-Laune-Zwang unserer Gesellschaft enttarnt. Mit „Smile or die: Wie die
Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt“ spricht Barbara Ehrenreich
all denen aus dem Herzen, die genug vom zwanghaft fröhlichen „Sorge dich nicht,
lebe“-Prinzip haben.
Mittlerweile lebt eine
ganze Industrie davon, Menschen, denen es nicht so gut geht, vermeintliches
Glück zu bringen. Selbsternannte Glücksexperten predigen in Fernsehshows, wie
einfach es sei, sich mit jeder Situation zufrieden zu geben. Teure
Motivationsseminare versprechen selbst den Ausgebranntesten neue
Höchstleistungen.
Wer sich dennoch
weigert, vor Glück zu strotzen, gilt vielen als „Miesmacher“, schlimmer noch,
als „Energievampir“. Selbst vom Schicksal schwer gebeutelt muss man sich fast
schon schämen, wenn man statt zu tanzen lieber weint, statt zu jubeln lieber
wütet.
So kann es wirklich
nicht weitergehen. Das dachte sich wohl auch Barbara Ehrenreich und schrieb ein
flammendes Plädoyer gegen den Gute-Laune-Zwang. Ein guter Einstieg ins neue
Jahr, wie ich finde. Denn manchmal können negative Gefühle ein besserer Antrieb
sein als zähnefletschendes Dauergrinsen.