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Alles im Lot auf´m Boot …

Ich hatte mir das so gedacht: Ein Kanukurs in einer einsamen Idylle irgendwo hinter Regensburg. Die Natur, der Fluss, das Kanu, ein paar andere gelassene Kursteilnehmer irgendwo am fernen Horizont – und ich. Ein beschauliches Wochenende mit Lagerfeuer, Zelten und viel, viel Kanufahren.

Zwischen Zoff und ZärtlichkeitDeshalb habe ich mich vor ein paar Monaten bei einem Kanukurs einge- schrieben. Für einen hübschen kleinen Kurzurlaub mit mir allein und viel Ruhe. Vor ein paar Tagen war es dann endlich so weit. Ich hatte mir extra ein schönes Wochenende ganz allein für mich ausgesucht. Mit großen Erwartungen trudelte ich an der vereinbarten Stelle ein, von weitem schon erkennbar an den vielen Booten, die da am Ufer im Gras warteten. Doch etwas stimmte nicht. Als sich schließlich alle Kurs-
teilnehmer versammelt hatten, wusste ich, was es war: Außer mir waren nur Väter mit mindestens einem Sohn dabei! Ich war weit und breit die einzige Einzelperson!

Als wir Stunden später, stetig von den Söhnen umjubelt, mit großem Hellau auf dem Wasser schipperten – ich hatte die Ehre und durfte im Zweier-Boot zusammen mit der hübschen Kanuführerin paddeln – erfuhr ich endlich die Hintergründe: Der Kurs war in einem anderen Programm irrtümlich als „Kanukurs für Vater und Kind“ ausgejubelt worden. Und ich als nachgerückter Teilnehmer war ohne Anhang dabei: Zum ur- sprünglichen Termin im Mai hatte ich leider keine Zeit und wurde quasi auf den Termin im August „verlegt“. Eine Tatsache, die die anderen Väter nicht müde wurden, zu hinterfragen. Die Hoffnung auf Ruhe war längst davon geschwommen.

Die 10 Gebote der ErziehungEs wurde dennoch ein Erfahrungstrip. Ich lernte viel. Neben „Ziehschlägen“ und Wendemanövern unter anderem auch über Erziehungsmethoden und überforderte Väter. Vor allem der Abend in den Zelten war herrlich akustisch. Es gab die unterschiedlichsten Ansätze, wie die Mitreisenden versuchten, ihre von den Abenteuern des Tages auf- gedrehten Sprösslinge zum Schlafen zu bewegen. Manche erzählten Gruselge- schichten, manche zählten Sterne. Genau in meinem Nachbarzelt war der verzagteste Vater untergebracht. Seine zwei Kinder sprangen juchzend und lachend im Familienzelt umher. Selbst gegen Mitternacht konnte er mit seinem zarten „Moritz, Felix! Wir wollen jetzt doch langsam schlafen!“ einfach nichts er- reichen. Bis schließlich eine andere sonore Stimme aus der Dunkelheit befahl: „Jetzt ist da aber endlich Ruhe!“ Ab da herrschte Stille. Am nächsten Tag sah man den Vater, dem man die Erziehung aus der Hand genommen hatte, ziemlich zerknirscht. Doch auch die anderen Teilnehmer machten Entwicklungen durch. Und war es auch nur beim Durchhalte-Willen. Von den ursprünglich zehn Grüppchen waren am Sonntag nur noch sieben übrig. Ich zumindest hatte durchgehalten und kehrte überglücklich nach Hause zu meinem eigenen Sohn zurück.

Vielleicht sollte der ein oder andere Vater doch mal einen Erziehungsratgeber von Jokers zur Hand nehmen. Hier gibt es eine Auswahl!

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