Suche
Close this search box.

Auf der Suche nach einem geglückten Leben

Ein hergelaufener Hund und eine wunderliche russische Aristokratin. Diese beiden bringen das Leben der nicht mehr ganz jungen Johanna komplett durcheinander. Der Hund heißt Bredow, weil Johanna ihn an der gleichnamigen Autobahnauffahrt findet, und sein neues Frauchen liebt ihn innig. Denn er sprudelt vor Lebensfreude und Zuneigung – und das sind genau die Dinge, die Johanna in ihrem Leben zu vermissen beginnt. Seit 30 Jahren ist die Biografienschreiberin mit Achim verheiratet, der sich als Forscher hinter seinen Büchern verschanzt. Beide arbeiten zu Hause, man kennt sich in- und auswendig, die Tage ähneln einander, Bekanntenkreis und Freizeitgestaltung im Berlin der Nachwendezeit bergen kaum Überraschungen. Und so fragt sich Johanna, ob es nicht noch mehr gibt im Leben. So etwas wie Glück.

Ach_Glueck.jpgNach dem zotteligen Vierbeiner ist es ein russischer Galerist, der diese geheime Sinnsuche Johannas anfeuert; er stellt nämlich den Kontakt zu Natalia Timofejewna her. Die alte Aristokratin ist auf der Suche nach ihrer Jugendfreundin Leonora Carrington, einer schrulligen, etwas verrückten Künstlerin, die in Mexiko lebt. Johanna bekommt das Angebot, die selbstbewusste alte Dame zu begleiten. Und das Erstaunliche ist: Sie tut es tatsächlich, sie geht das Wagnis ein, mit einer ihr fast unbekannten Frau eine zwölfstündige Flugreise ins Ungewisse zu unternehmen. Zurück lässt sie einen zutiefst verunsicherten Ehemann, der ruhelos umherstreift und sich fragt, warum sich seine Frau plötzlich so merkwürdig verhält.

Monika Maron schildert die Gefühlslage des Ehepaares durchweg sensibel und klug. Alles, was sich bereits im Titel ausdrückt, kommt in dem Roman zum Tragen: „Ach Glück“ – das sind Wehmut, Selbstironie, ein Hauch Verbitterung und eine Prise Spott. Der Ausgang, soviel sei verraten, bleibt offen. Das macht nichts, denn um ein Ergebnis kann es in einer solchen Gefühls-Gemengelage nicht gehen. Aber das, worum es geht, die Schilderung der Suche nach einem geglückten Leben, das gelingt Monika Maron in diesem Buch wirklich meisterhaft.

„Ach Glück“ bei Jokers

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge