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Auf Schatzsuche

Der_Goldsucher.jpgAuch wenn der Sommer 2010 zickt, lässt sich mein Bedürfnis nach Sonne, Strand und Meer nicht verhageln. An einem verregneten Juni-Wochenende, an dem der Wind besonders kalt um die Häuser pfiff, schnappte ich mir deshalb „Der Goldsucher“ von J.M.G. Le Clézio, der vor zwei Jahren den Literaturnobelpreis erhielt. Wie der Klappentext versprach, sollte es ein Abenteuerroman um einen Jungen sein, der den sagenhaften Goldschatz des Korsaren finden möchte.

Besser hätte ich es nicht treffen können. Denn das Buch beginnt im tropischen Paradies der Insel Mauritius. In unendlich poetischen Bildern beschreibt Le Clézio, wie sogar im Winter die Tage sonnendurchflutet dahin fließen, die Wellen sich warm und sanft am Muschelstrand brechen. Die Handlung nimmt eine jähe Wendung, als die Familie durch den Geschäftsbankrott des Vaters verarmt und ein Zyklon die Idylle verwüstet. Um der Familie den alten Wohlstand zurückzubringen, macht sich Protagonist Alexis mit einem Segelschoner auf die Suche nach dem Gold des Korsaren, dessen Versteck sein Vater ihm kurz vor seinem Tod verraten hatte. Doch bis auf die Liebe zu Uma, einer jungen Schwarzen, findet er nichts.

Mauritius_kl.jpgAls der erste Weltkrieg ausbricht, meldet sich Alexis freiwillig bei der englischen Armee. Der Traum vom Paradies scheint endgültig zerstört, als er nach „toten Jahren“ im Krieg in die Heimat zurückkehrt. Dort ist nichts mehr, wie es war, die Familie ist ihm fremd, Uma nicht mehr da, die Suche nach dem Schatz gescheitert. Doch hier tritt die poetische Leistung Le Clézios hervor. Denn anstatt an Verlorenem zu verzweifeln, entdeckt Alexis etwas viel Wertvolleres als das Gold des Korsaren: den eigenen Schatz in sich selbst.

„Der Goldsucher“ bei Jokers

Bild Mauritius: Gloria Holsatia/pixelio.de

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