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Der Bär ist los!

Da läuft ein Bär durchs grünhügelige Allgäu, durch die Alpen und schert sich nicht um die Grenzen zwischen Österreich, Schweiz und Deutschland. Es ist allerdings nicht der mütterliche Bär, der seinem Kind die Milchflasche in den Mund steckt. Seit 1912 sind die beiden Bären das Logo für die Kondensmilch zum Kaffee. Das liegt daran, dass die dazugehörige Milchfirma aus dem Schweizer Kanton Bern stammt, der den Bären als Wappentier hat. Der Kaffeeemilch-Bär wanderte mit seiner Firma 1917 in das Allgäu. Wer den alten gezeichneten Dosenmilch-Werbebären sieht, erkennt schnell, wie grimmig Bären dreinschauen können. Der moderne Milch-Bär hingegen grinst freundlich, als könne er keinem Menschen etwas zuleide tun.


Weil der echte Bär im Allgäu, der vor einigen Tagen auftauchte, aus Hunger schon ein Schaf gerissen hat, ist die Bevölkerung in heller Aufregung und streitet über das Lebensrecht des Bären. Einem Bär ist halt leichter beizukommen als einem Vogelgrippe-Virus, weswegen Hunderttausende von Hühnern abgeschlachtet und vernichtet werden. Ohne ein natürliches Hungergefühl zu bekämpfen.
Für die Medien ist der Bär ein gefundenes Fressen. Jetzt erfahren die Menschen um den Bodensee herum, wie man sich verhalten soll, wenn vor einem der Bär auftauchen sollte. Hunderte von Fotografen und Kameraleuten warten aufgeregt darauf, dass Meister Petz auf der Suche nach Nahrung und einem Gefährten vor ihre Linse kommt. Sollte das zu lange dauern, können sie ja das nette Lied von Balu, dem kuscheligen Bären aus dem Dschungelbuch-Trickfilm, vor sich hinsummen: „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit …" Das Dschungelkind Mowgli lernt vom alten Balu, dass Honig und Nüsse genau so gut schmecken wie rohes Fleisch. Vielleicht liegt neben den gestressten Reportern auch noch eine Tüte bunter Gummi-Bären, die sie zur Entspannung kauen können.
Sollten die Journalisten schlimmen Hunger bekommen, müssen sie sich nicht auf ein Schaf stürzen, nein, sie können sich auch auf den Bären stürzen, der zu Römerzeiten im Colosseum getötet und dann – bis auf die Milz – genüsslich verspeist wurde. Das Fell des Bären diente als feste Kleidung und Sattel. Sein Fett, die Galle, das Blut und die Hoden wurden zur Heilung von Krankheiten verwendet und in der Landwirtschaft zur Bekämpfung von Raupen, Läusen und Frostschäden. Ob Sie aber mit ihm klarkommen? Sicherer für die ausharrenden Journalisten, denen der Magen knurrt, ist sicher das Verspeisen von Beeren.

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