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Der Phantasie Flügel verleihen!

"Jetzt herbstelt es", würde meine Urgroßmutter früher in dieser Jahreszeit zu uns Urenkeln sagen. Sie würde in den lauen Abendstunden, die wir draußen bei einem Lagerfeuer verbrachten, denn wir wohnten auf dem Lande und ein uriges Feuer gehörte einfach zur Dämmerung dazu, eines von uns Kindern zu sich auf den Schoß ziehen und im Flüsterton eine gruslig-schöne Legende erzählen.

Am liebsten waren mir die Legenden aus den Bergen: Meine Uroma kannte eine gute Handvoll auswendig, und die wunderbaren Mären blieben mir bis heute im Kopf. Vor allem die Dichtungen um den wilden Berggeist des Riesengebirges, Rübezahl, hatten es mir angetan. Die bekannte Legende geht auf böhmische Volksdichtungen zurück, im 18. Jahrhundert wurde sie von J. K. A. Musäus zu einem satirischen Kunstmärchen verarbeitet. Besonders faszinierend an Rübezahl ist seine Wandelhaftigkeit: Der Fürst der Gnomen besitzt auf der Oberfläche der Erde nur ein kleines Gebiet von wenigen Meilen, mit einer Kette von Bergen umschlossen. Aber unter der Erdrinde genießt er seine Alleinherrschaft: Sein Reich erstreckt sich auf achthundertsechzig Meilen in die Tiefe, bis zum Mittelpunkt der Erde. Zuweilen jedoch besucht Rübezahl die Grenzfeste seines Gebiets, treibt sein Spiel und Spott mit den Menschenkindern. Rübezahl ist ein Kraftgenie, launisch, ungestüm, bengelhaft, roh, unbescheiden; stolz, eitel, wankelmütig, heute innigster Freund, morgen fremd und kalt; zuzeiten gutmütig, edel und empfindsam; aber mit sich selbst in stetem Widerspruch, albern und weise, störrisch und beugsam.
Ruebezahl.jpgJa, man könnte ins Schwärmen kommen, wollte man das Märchen von Musäus wiedergeben.
Ich bin kein so guter Erzähler, aber wohl ein guter Vorleser: Meine Nichte genießt es heute genauso wie ich vor 30 Jahren, wenn ich ihr in der Dämmerung von Hexen und Feen, Däumlingen und Wolfskindern berichte. Allerdings erwischte mich kürzlich eine böse Erkältung, und da war es vorbei mit langem Geschichtenerzählen: Mehr als drei Worte konnte ich nicht krächzen, ohne dass ich meine Stimmbänder überstrapazierte. Das war insofern kein günstiges Timing, weil meine Nichte gerade zu Besuch war und diese selbstverständlich auf ihrem Gute-Nacht-Märchen bestand. Meine Frau hatte glücklicherweise Abhilfe zur Hand: Sie hatte die "Legenden von Rübezahl" im Jokers Laden entdeckt und gleich mitgenommen: Auf zwei Audio-CDs werden da große und kleine Sagen-Liebhaber mit den (Un-)Taten des Herrn Rübezahl unterhalten. Das sind Märchen wie früher, die der Fantasie Flügel verleihen!

"Legenden von Rübezahl" auf CD bei Jokers

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