Ihr Lebenslauf inspirierte zu der bekannten Operette „Die
Blume von Hawaii“ – nur, dass im wirklichen Leben kein Happy End vorgesehen
war: Die hawaiianische Prinzessin Liliuokalani war für das 19. Jahrhundert eine
ungewöhnliche Adlige; gebildet und aufgeschlossen wollte sie ihr Volk in die
Moderne führen. Doch alle Pläne scheiterten an den Interessen einer Großmacht.
Dabei hatte alles so positiv begonnen: Als Liliuokalani
ihrem Bruder auf den Thron folgte, gründete sie Schulen und warb kräftig für
ihren Inselstaat. Sie bereiste 1887 Europa und die USA, traf sich mit Queen
Victoria und Präsident Cleveland. Doch alle Versuche, Hawaii zu mehr Einfluss
zu verhelfen, scheiterten an Amerikas Interessenspolitik. 1887 hatten reiche
Plantagenbesitzer das Wahlrecht an ein bestimmtes Vermögen geknüpft und so die
Ureinwohner Hawaiis praktisch ausgeschlossen. Vergeblich versuchte Königin
Liliuokalani, dieses Gesetz zu revidieren. Als die Vereinigten Staaten 1890 den
Zollvorteil auf hawaiianischen Zucker aufhoben, brachte dies den Staat an den Rand
des wirtschaftichen Ruins. Die Situation eskalierte 1893, als auf Betreiben des
Bananen-Barons Sanford Dole US-Marines Hawaii okkupierten und die Königin unter
Hausarrest stellten.
1894 wurde von den Besatzern die Republik Hawaii ausgerufen
und – welche Überraschung – Dole zum Präsidenten berufen. Eine Gruppe
Royalisten versuchte, die Königin zu befreien und Hawaiis Unabhängigkeit zu
retten, scheiterte jedoch kläglich. Liliuokalani wurde wegen Hochverrats
verurteilt. Als Preis für ihre Freiheit dankte die Königin 1895 ab. Drei Jahre
später wurde ihr Land wegen seiner strategischen Lage von den USA endgültig
annektiert. Die letzte Königin von Hawaii starb verarmt am 11. November 1917. 1955 wurde Hawaii
50. Bundesstaat der USA. 1993 entschuldigte sich der US-Kongress offiziell bei
den UreinwohnerInnen Hawaiis für die zugefügten „Ungerechtigkeiten“.