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Die Tücken des Alltags

Warum, ja, warum klingelt eigentlich immer dann der Wecker, wenn ich gerade den schönsten Traum habe? Warum verspätet sich die Bahn immer um Stunden, wenn ich pünktlich in der Arbeit sein muss? Warum regnet es nie, wenn ich einen Schirm durch die Innenstadt trage, und warum schüttet es gerade dann aus Kübeln, wenn ich unbeschirmt bin? Diese und viele weitere kleinere und größere Gemeinheiten des Alltags zählt Hannes Stein in seiner „Enzyklopädie der Alltagsqualen“ auf. Ich habe das „Trostbuch für den geplagten Zeitgenossen“ jüngst in meinem Stammbuchladen auf dem Tisch mit Neuerscheinungen entdeckt und gleich mitgenommen.

AlltagstueckenZum einen, weil ich natürlich selbst gern über Behörden- deutsch, Einkommenssteuerer- klärungen, Gebrauchsanweisun- gen, Fernsehprogramme, die Bahn, Computer oder Swinger- clubs lästere. Zum anderen, weil ich es gerne meinem guten alten Freund Gerhard schenken will. Der hat dieses Buch wirklich bitter nötig. Wird er doch wie kein anderer vom Pech verfolgt, von den Tücken unserer Zivilisation Tag um Tag hereingelegt. Zum Beispiel ist er diesen Sommer umgezogen. Das allein ist noch kein Grund zur Klage. Doch jetzt kommt´s: Der selbständige Webdesigner wartet seit vier Monaten auf seinen Telefon-Anschluss! Das zugegeben kleine Dorf lag wohl für den Telefonanbieter zu weit außerhalb der nächsten Stadt, als dass es ein Mitarbeiter hätte erreichen können, um die nötigen Kabel rechtzeitig zu verlegen.

Oder ein anderes Beispiel: Nach jahrelangem Single-Dasein traf er vor einem Jahr die Liebe seines Lebens. Leider hat diese einen Kater, den sie über alles liebt. Gerhard hingegen hat eine Tierhaar-Allergie, die ihn lebensbedrohlich um Atem ringen lässt, sobald er die Wohnung seiner Liebsten betritt.

So erstreckt sich das Martyrium meines Freundes von geschmorten Bodenheizungen (fragen Sie nicht nach!) über nicht funktionierende Handys bis hin zu streikendem Bahnpersonal zu einem schier unerschöpflichen Fundus an Alltagsqualen. Doch der Fundus in dem von mir gekauften Buch ist größer. Ich denke, Gerhard wird seine helle Freude damit haben – und hoffentlich auch ein bisschen Trost finden.

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