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Ehre, wem Ehre gebührt!

Wen soll man heute ehren? Den deutschen Schriftsteller Otto Julius Bierbaum, der vor genau 140 Jahren geboren wurde, Sohn eines Gastwirts war, in Dresden und Leipzig aufwuchs, Jura, Philosophie und Chinesisch in Zürich, Leipzig, München und Berlin studierte, für verschiedene Zeitungen schrieb und humoristische Gedichte und Romane schrieb, von denen viele auch in der Gedichte-Datenbank von Jokers enthalten sind?

Entscheiden wir uns heute dafür, dem Schweizer Philosophen, Schriftsteller und Staatstheoretiker Jean-Jacques Rousseau die größere Ehre zu erweisen. Er wurde am 28. Juni 1712 in Genf geboren und arbeitete sich neben Voltaire zum bedeutendsten Philosophen und Schriftsteller des 18. Jahrhunderts hoch.

Sein Leben war nicht einfach, vielleicht sogar ein wenig verworren. Mit seinem Bruder wuchs er bei einem Onkel auf, floh aber von dort mit 16 zu Madame de Warrens, einer katholisch gewordenen Calvinistin. Sie veranlasste ihn zum Katholizismus überzutreten und war ihm zugleich Mutter und Geliebte. Einige Jahre später begann Rousseau ein unstetes Wanderleben, er nahm verschiedene Stellungen an, arbeitete als Notargehilfe, Graveur, Musiklehrer und Hausdiener.

37 Jahre war er alt, als er über Nacht berühmt wurde. Er beteiligte sich an einem Essay-Wettbewerb und stellte die These auf, dass aller Fortschritt der Kultur den Menschen nicht gebessert habe. Im Gegenteil: Wie Voltaire vertrat er die These, dass der im Urzustand gute Mensch durch die Gesellschaft, durch Technik und Kultur verdorben würde.

Der Mensch müsse sich also wieder so gut es geht den natürlichen Verhältnissen anpassen. 1754 bereitete er mit seiner Forderung nach der Wiederherstellung der »natürlichen Rechtsgleichheit aller Menschen« die Französische Revolution mit vor.

Danach lebte Rousseau hauptsächlich davon, dass er Noten abschrieb, trat wieder zum Calvinismus über, bezeichnete sich als »Bürger von Genf«, überwarf sich mit allen Freunden – selbst mit seiner Gönnerin und Geliebten Madame d´Epinay, die ihm 1756 ein Landhäuschen in der Nähe von Paris zur Verfügung gestellt hatte.

Nicht erstaunlich, dass er seelisch und körperlich dem Zusammenbruch nahe war. Er fand Zuflucht in einem Schlösschen am Park von Montmorency nahe Paris. In den Jahren nach 1758 vollendete er seine Hauptwerke, den Briefroman »Julie oder die neue Heloise«, der in ganz Europa ein Bestseller wurde, und die Schrift »Der Gesellschaftsvertrag«, in dem nun nicht der freie Naturmensch, sondern der politisch mündige Bürger den idealen Staat schafft. Letztere Schrift kann man getrost als einGrundbuch der modernen Demokratie bezeichnen.

25 Jahre teilte Rousseau das Bett mit seiner Dienstmagd. Fünf Kinder entsprangen dieser Beziehung. Alle gab er in ein Findelhaus ab. In krassem Gegensatz zu diesem Verhalten entwickelte er in seinem pädagogischen Roman »Émile« erstaunlich fortschrittliche Erziehungsideale, unter anderem jenes, dass Kinder keinem Zwang unterworfen sein dürften, sondern ihre Fähigkeiten frei entfalten sollten.

Nach vielen Konflikten mit den Pariser Behörden wurde Rousseau 1762 geächtet und gejagt, lebte im Ausland und durfte erst wieder 1770 nach Paris. Jetzt, am Ende seines Lebens vollendete er sein Buch »Bekenntnisse«, eine Autobiografie, die erst nach seinem Tod im Jahr 1781 veröffentlicht wurde.

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