Ein Hilferuf

      7 Kommentare zu Ein Hilferuf

Über unsere Gedichte-Datenbank erreichte mich der Hilferuf eines Lyrikfreundes. Paul schrieb:

Hallo Jokers,

seit längerer Zeit suche ich nach dem Autor und den kompletten Text eines Gedichtes aus einem alten Schul-Lesebuches aus dem Jahre 1956. Der Anfang geht in etwa so:

Zur Dämmerstunde sitzen wir  stumm
um Großmutters eichenen Tisch herum.
Das Herdfeuer flackert, die Bäume rauschen,
Großmutter erzählt, wir Kinder lauschen.

Das Gedicht war sehr lang; es hatte 8 bis 10 Strophen. Es würde mich freuen, wenn der Joker was finden würde. Grüße aus Bocholt, ein Gedicht-Freund namens Paul.

Meine Recherchen ergaben, dass Paul auch schon über andere Communities und Lyrikwebseiten gesucht hat. Seit 2004. Und immer noch scheint er nicht fündig geworden zu sein. Auch ich muss passen. In unserer Jokers Gedichte-Datenbank sind zwar schon ca. 12.000 Gedichte gesammelt, aber das gesuchte Gedichte ist nicht dabei.

Aber vielleicht gibt es ja unter den Jokers Blog-Leserinnen und –Lesern jemanden, der sagt: Ja klar, das Gedicht kenne ich. Es ist von …

7 thoughts on “Ein Hilferuf

  1. Ulrike

    Ist es dies, was Paul sucht?

    Großmutter erzählt

    Der Abend dämmert, es wirbelt der Wind und fegt um des Landhofs Dache.
    Großmütterchen sitzt am warmen Kamin mit den Kindern im trauten Gemache.

    „Erzähl uns nun Großmütterlein!“
    „Recht gern ihr närrischen Dinger,
    ihr müsst nur brav und bescheiden sein“, und mahnend hebt sie den Finger.

    Dann fängt sie an: „Es war einmal“ – und die Kinder, sie lauschen und lauschen;
    sie hören das Bellen des Hofhunds nicht und des Sturmes Zischen und Rauschen

    und nicht das Rufen der Schwarzwalduhr und der Stunde rasches Verrinnen.
    Sie sitzen und horchen mit Mund und Ohr, versenkt in Träumen und Sinnen.

    Großmutter weiß der Geschichten viel aus fernen vergangenen Tagen,
    von Riesen und Zwergen, von Burgen und Seen seltsame Märchen und Sagen,

    von Nixen und Elfen, von Rübezahl, Musikanten und Lumpengesindel,
    und wie Dornröschen in Schlaf versank, gestochen von giftiger Spindel,

    vom Weibe, das tanzt in feurigen Schuhn, von sieben Raben und Schwaben,
    vom Aschenbrödel und Drosselbart und Hans, dem glücklichen Knaben.

    Großmutter weiß der Geschichten so viel, als Blätter auf Büschen und Bäumen,
    die Kinder lauschen mit Ohr und Mund, versenkt in Sinnen und Träumen.

    Und die kleine Marie, sie lächelt und – schläft. Still wird es im trauten Gemache,
    und der Wind schläft auch, und die Sterne stehn hell über des Landhofs Dache.

  2. Nicole Rensmann

    Das Gedicht stammt von dem Schriftsteller Walter Krumbach, veröffentlich im Lesebuch der 4. Klasse, 1968.

    Bruchstücke der einzelnen Strophen finden sich in einem Forum:

    Zur Dämmerstunde sitzen wir stumm um Großmutters
    Eichenen Tisch herum.
    Das Herdfeuer flackert ,die Bäume rauschen,
    Großmutter erzählt wir Kinder lauschen.

    Ihr kennt sie nicht mehr die alte Zeit,
    ich hab sie erlebt mit Not und Leid.
    Mein Rücken ist krumm vom Ähren lesen,
    ich bin eine Magd des Gutsherrn gewesen.

    Die Felder und Wälder Nah und Fern,
    alles gehörte dem Reichen Herrn.
    Einmal,wir hackten im Feld die Rüben,
    ist eine Kutsche stehen geblieben.

    Unter dem Sonnenschirm drohnten fünf Raben,
    es war die Gräfin mit ihren Töchtern und Knaben.
    sind daß auch Menschen wie wir ?
    Die Gräfin lächelte mein liebes Kind sie haben ein menschliches Angesicht aber
    Menschen wie wir,daß sind sie nicht.

    Meine Hände waren von Diesteln zerstochen,
    totmüde bin ich aufs Stroh gekrochen.
    Ihre Hunde lebten von Leckerbissen
    und schliefen des Nachts auf seidenen Kissen.

    Großmutter erhebt sich,längst sind sie verjagt.
    Die nimmersatten, gierigen Raben
    für die wir gesäht und geerntet haben.
    Sie hatten zwar ein menschliches Angesicht,
    aber ein menschliches Herz daß hatten sie nicht.

    Quelle:
    Hier klicken

  3. wenke

    hallo ! hat denn inzwischen einer das komplette gedicht gefunden und könnte es hier posten bzw mir per email schicken ?

    grüße aus hh

  4. elke hinze

    habe schon gestern ein paar zeilen beigetragen, heute noch zwei:
    nach Felder und wälder nah und fern, alles gehörte dem reichen herrn
    kommt meines erachtens: wir armen hegten für ihn die saate, wir hausten in halb zerfallenen katen…
    naja, alles hab ich auch nicht mehr, aber vielleicht schaffen wir es ja doch elke

  5. Martina Puls

    Großmutter erzählt von Walter Krumbach

    Zur Dämmerstunde sitzen wir stumm
    um Großmutters eichenen Tisch herum.
    Das Herdfeuer flackert, die Bäume rauschen..
    Großmutter erzählt,
    wir Kinder lauschen.

    Ihr kennt sie nicht mehr, die alte Zeit.
    Ich hab sie erlebt, in Not und Leid.

    Mein Rücken ist krumm vom Ähren lesen.
    Ich bin eine Magd des Gutsherrn gewesen.

    Felder und Wälder, nah und fern,
    Alles gehörte dem reichen Herrn.
    Er wohnte in seinem großen Palast,
    hat nie eine Arbeit angefasst.

    Wir Armen hegten für ihn die Saaten,
    wir hausten in halb zerfallenen Katen,
    wir brachten die Ernte für ihn ein
    und plagten uns bis zum Sternenschein.

    während die Herrschaft im schönen Schloss,
    die Früchte unserer Arbeit genoss.

    ich versuche auch seit Jahren, an das Gedicht zu kommen. Wer was neues hat… bitte schreiben

  6. Berit

    Großmutter erzählt

    Zur Dämmerung sitzen wir stumm
    um Großmutters eichenen Tisch herum.
    Das Herdfeuer flackert, die Bäume rauschen.
    Großmutter erzählt. Wir Kinder lauschen.
    „Ihr kennt sie nicht mehr, die alte Zeit,
    ich hab‘ sie erlebt mit Not und Leid.
    Mein Rücken ist krumm vom Ährenlesen,
    ich bin eine Magd des Gutsherrn gewesen.
    Felder und Wälder nah und fern,
    alles gehörte dem reichen Herrn.
    Er wohnte in seinem großen Palast,
    hat nie eine Arbeit angefasst.
    Wir Armen hegten für ihn die Saaten,
    wir hausten in halb zerfallenen Katen,
    wir brachten die Ernten für ihn ein
    und plagten uns bis zum Sternenschein,
    während die Herrschaft im schönen Schloss
    die Früchte unserer Arbeit genoss.
    Ihre Hunde lebten von Leckerbissen
    und schliefen nachts auf seidenen Kissen.
    Meine Hände waren von Disteln zerstochen,
    todmüde bin ich aufs Stroh gekrochen.
    Einmal, wir hackten im Felde die Rüben,
    ist eine Kutsche stehengeblieben.
    Hinter der Hecke stand ich, ganz nah,
    wo keins der gräflichen Augen mich sah.
    Unter dem Sonnenschirm thronten fünf Raben:
    die Gräfin mit ihren Töchtern und Knaben.
    Sie äugten durchs Glas mit neugierigen Blicken
    auf all die vielen gebeugten Rücken.
    ,Mama‘, rief ein Stimmchen, das Jüngste der vier,
    ,Mama‘, sind das auch Menschen wie wir?‘
    Die Gräfin lächelte: ,Liebes Kind,
    man nennt sie Tagelöhner, Gesind‘,
    sie haben wohl menschliches Angesicht,
    aber Menschen wie wir, das sind sie nicht.'“
    Das Feuer knistert. Der Herbstwind klagt.
    Großmutter erhebt sich. „Längst sind sie verjagt,
    die nimmersatten, gierigen Raben,
    für die wir gesät und geerntet haben.
    Dem schaffenden Menschen gehören die Wälder,
    die Schätze der Erde, und sein sind die Felder,
    die er Furche um Furche gedüngt mit Schweiß;
    sie tragen ihm Früchte für Müh‘ und Fleiß.
    Die Herren der Felder, das sind wir!
    Denke immer daran und sorgt dafür,
    dass nicht Prasser unsere Ernten verzehren
    und dass die Raben nicht wiederkehren!
    Sie hatten wohl menschliches Angesicht,
    aber ein menschliches Herz, das hatten sie nicht!“

    Walter Krumbach

  7. Kbob

    J, klar, das Gedicht kenne ich:

    Großmutter erzählt

    Zur Dämmerung sitzen wir stumm
    um Großmutters eichenen Tisch herum.
    Das Herdfeuer flackert, die Bäume rauschen.
    Großmutter erzählt. Wir Kinder lauschen.
    „Ihr kennt sie nicht mehr, die alte Zeit,
    ich hab‘ sie erlebt mit Not und Leid.
    Mein Rücken ist krumm vom Ährenlesen,
    ich bin eine Magd des Gutsherrn gewesen.
    Felder und Wälder nah und fern,
    alles gehörte dem reichen Herrn.
    Er wohnte in seinem großen Palast,
    hat nie eine Arbeit angefasst.
    Wir Armen hegten für ihn die Saaten,
    wir hausten in halb zerfallenen Katen,
    wir brachten die Ernten für ihn ein
    und plagten uns bis zum Sternenschein,
    während die Herrschaft im schönen Schloss
    die Früchte unserer Arbeit genoss.
    Ihre Hunde lebten von Leckerbissen
    und schliefen nachts auf seidenen Kissen.
    Meine Hände waren von Disteln zerstochen,
    todmüde bin ich aufs Stroh gekrochen.
    Einmal, wir hackten im Felde die Rüben,
    ist eine Kutsche stehengeblieben.
    Hinter der Hecke stand ich, ganz nah,
    wo keins der gräflichen Augen mich sah.
    Unter dem Sonnenschirm thronten fünf Raben:
    die Gräfin mit ihren Töchtern und Knaben.
    Sie äugten durchs Glas mit neugierigen Blicken
    auf all die vielen gebeugten Rücken.
    ,Mama‘, rief ein Stimmchen, das Jüngste der vier,
    ,Mama‘, sind das auch Menschen wie wir?‘
    Die Gräfin lächelte: ,Liebes Kind,
    man nennt sie Tagelöhner, Gesind‘,
    sie haben wohl menschliches Angesicht,
    aber Menschen wie wir, das sind sie nicht.'“
    Das Feuer knistert. Der Herbstwind klagt.
    Großmutter erhebt sich. „Längst sind sie verjagt,
    die nimmersatten, gierigen Raben,
    für die wir gesät und geerntet haben.
    Dem schaffenden Menschen gehören die Wälder,
    die Schätze der Erde, und sein sind die Felder,
    die er Furche um Furche gedüngt mit Schweiß;
    sie tragen ihm Früchte für Müh‘ und Fleiß.
    Die Herren der Felder, das sind wir!
    Denke immer daran und sorgt dafür,
    dass nicht Prasser unsere Ernten verzehren
    und dass die Raben nicht wiederkehren!
    Sie hatten wohl menschliches Angesicht,
    aber ein menschliches Herz, das hatten sie nicht!“

    Walter Krumbach

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