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Eine ungewöhnliche Freundschaft

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Warum müssen so viele Romanen über frustrierte Großstadtsingles um die 30 geschrieben werden? Nicht alle Singles sind frustriert und nicht alle alten Leute haben Alzheimer. Das zeigt Marina Lewycka mit „Das Leben kleben“. Darin trifft die frisch getrennte Georgie Sinclair auf die exzentrische Greisin Mrs. Shapiro. Diese bewohnt mit ihren sieben Katzen ein altes Haus, um das sich trotz mangelnder Hygiene in den Räumen bald alle Immobilienmakler der Stadt reißen. Als die alte Frau schließlich gegen ihren Willen in ein Heim gesperrt werden soll, nimmt Georgie den Kampf gegen Immobilienhaie und unfähige Sozialarbeiterinnen auf.

Unaufgeregt und wunderbar poetisch beschreibt Lewycka die ungewöhnliche Freundschaft der beiden Frauen. Wenn Mrs. Shapiro zum Beispiel im Supermarkt auf Schnäppchenjagd geht und Rentnern die reduzierten Würstchen aus den Fingern reißt oder sich das Katzenpärchen Violetta und Mussorgski vor dem tyrannischen Kater Wonder Boy in seinem heimlichen Liebesnest versteckt, dann ist das wahre Liebe zu den Romanfiguren. Wer Menschen sucht, die nahe an der Hysterie mit dem Älterwerden hadern und manisch dem Liebesglück hinterher jagen, wird hier nicht fündig. Im Gegenteil. Wenn Mrs. Shapiro in ihren Peeptoes mit viel zu grellen Make-up und verrutschtem Lippenstift von ihrer großen Liebe erzählt, fühlt man sich fast schon stolz, selbst bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben …

Bild: sokaeiko/pixelio.de

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