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Einmal Buchmesse und zurück

Alle Jahre wieder ruft die Buchmesse Freunde des geschriebenen Wortes nach Frankfurt – auch meine gute Freundin Susanne. Die freiberufliche Texterin war dieses Jahr wieder auf der Buchmesse unterwegs, mit ihren Kolleginnen Katja und Silke, ihres Zeichens selbständige Autorinnen. Und so fahndeten die drei Damen vom Fach auf der Buchmesse nach neuen Ideen, neuen Kunden und natürlich nach neuen Büchern.

Sie hatten große Pläne geschmiedet. Alle Hallen wollten sie erkunden. Vor allem die Stände der Fach- und Kinderbuchverlage sollten besucht sowie mindestens einer Autoren-Lesung beigewohnt werden. „Und wenn wir dann noch Zeit haben, würde ich gerne zu den TV- und Radiosendern schauen“, verkündete Silke, als die drei am Bahnhof Augsburg am frühen Morgen des großen Tages ihre Tickets lösten.

Doch es kam anders als gedacht. Denn nach dreieinhalb Stunden Fahrt wartete als erstes die Pflicht auf die Freiberuflerinnen. Immerhin hatte jede der Frauen Kunden, die besucht werden wollten. Zwei Stunden später – es war mittlerweile Nachmittag – sollte das eigentliche Vergnügen dann losgehen.

Die Fachverlage waren kein Problem. Jeder Stand wurde erkundet, Infomaterial in großen Mengen erbeutet. Auch das moderne Antiquariat, die Sach- und Kunstbuch- sowie die Belletristik- und Kinderbuchabteilung verließ man hoch zufrieden und mittlerweile schwer bepackt mit Broschüren, Postkarten und „kleineren und größeren Schätzen“, wie Susanne sich ausdrückte. „Jedes Jahr unterschätze ich das Angebot“, erklärte sie mir nach ihrer Rückkehr. „Man kann zwar keine Bücher kaufen, aber dafür viele schöne andere Dinge.“

Und diese vielen schönen anderen Dinge sind tückisch. Susanne zählte die gefährlichsten Verlockungen auf: „Es gab zum Beispiel einzelne uralte Comic-Hefte aus meiner Kindheit, zauberhafte Glasfedern mit Tinte, wunderschöne Postkarten mit herrlichen Zeichnungen oder handgefertigte Stempel, die man einfach haben muss.“ Und dann waren da auch noch die fahrenden Händler im Außenbereich, deren Sortiment zwar so gar nichts mit Büchern zu tun hat, die aber mit Schmuck, Kleidern, Hüten und Edelsteinen Jahr für Jahr oft mehr Besucher anziehen als so manch kleine Buchhandlung.

buecherSo wie die drei Damen. Als sie sich nach den vielen Ständen schließlich ein wenig nieder- ließen, um für die restlichen Hallen neue Kräfte zu sammeln, geriet Silke in Panik. „Wir haben nur noch eine Stunde und noch keine Autoren-Lesung gehört. Außerdem war ich noch nicht bei Radio und TV. Und Prominente haben wir bislang auch nur Bärbel Schäfer gesehen.“ Genau in diesem Moment stupste Susanne sie an: „Ui, schau! Da ist Tim Mälzer!“ Tatsächlich spazierte der Fernsehkoch gerade an ihnen vorbei, ohne jedoch von der staunenden Susanne Notiz zu nehmen.

Die letzte Stunde verging wie im Flug. Eilig durchliefen die Frauen die Hallen und verließen schließlich schwer bepackt und mittlerweile fußkrank das Messegelände. Als die drei in den Zug sprangen, sanken sie dankbar in die – zum Glück – reservierten Sitze. Als sie sich ihre vom Gehen schmerzenden Füße rieb, sah Susanne nachdenklich auf den Messe-Plan und sagte: „Wir haben zwar fast alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Aber Autoren-Lesungen haben wir keine gehört und für den kompletten internationalen Buchbereich war gar keine Zeit mehr. Nächstes Jahr bleibe ich die ganzen vier Tage auf der Buchmesse. Dann habe ich garantiert genug Zeit, um wirklich alles zu sehen. Immerhin geht es auf der Buchmesse ja um das Lesen. Und dafür braucht man nun Mal Zeit.“

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