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Endlich mal die Sau raus lassen

Schmetterling.jpgGespaltene Persönlichkeiten haben schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Entsprechend interessiert las ich das Buch »Ich und die anderen« von Matt Ruff. Als ich nun ein Radiointerview mit Nana Schweitzer hörte, musste ich ihr Werk »Schmetterlingspuppe« natürlich auch sofort haben. Die junge Autorin erzählt davon, wie sie aus einem lieblosen Elternhaus kommend die mangelnde Vaterliebe zu überwinden suchte und sich so in zwei Persönlichkeiten spaltete. Als zuverlässige, ordentliche, fleißige und angepasste Dekorateurin arbeitet sie tagsüber in einer Modefirma. Daneben existiert seit ihrem 13. Lebensjahr eine Parallelpersönlichkeit, die harte Drogen nimmt, sexuelle Ausschweifungen und den Schmerz liebt und ihren Körper mit zahllosen Tätowierungen verschönert.


Allerdings hat der Lebensweg der 29-jährigen wenig mit Bewusstseinsspaltung, viel mehr mit Ausbruch und bewusstem Widerstand gegen die inzwischen verstorbene Vaterfigur zu tun. Ein Akt, der manchen Menschen nicht fremd ist. Viele haben in ihrer Jugend in irgendeiner Weise gegen das Elternhaus rebelliert. Und: Pflegt nicht mancher insgeheim ein kleines Doppelleben? Lässt nicht jeder ab und an gern mal die »Sau« raus? Sei es nur, wenn der treusorgende Familienvater (oder die treusorgende Mutter) mit guten Freunden ab und an mal um die Häuser zieht, in der alten Stammkneipe versackt, im Fußballstadion frenetisch den Sieg der Mannschaft feiert oder auf dem geliebten Motorrad oder im Familien-Van mit mehr PS als nötig auf freier Landstraße ab und zu richtig Gas gibt.


Insofern eröffnete mir das Buch keine spektakulär neuen Einsichten in die menschliche Psyche.  Aber interessant zu lesen war es allemal.


Bild: Schmetterlingspuppe © ESSENIA DEVA/www.pixelio.de

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