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Flaschenpost aus Costa Rica Teil 3: Gringo Trail

Genauso verwirbelt wie sie begonnen hat, ging die letzte Woche auch weiter. Nachdem ich eines Daches über dem Kopf beraubt war, konnte ich fürs erste bei Horst am steinigen Fluss (Rio Piedras) unterkommen. Der tiefenentspannte Wiener kultiviert neben seiner Leidenschaft zum Surfen auch einen nicht minder ausgeprägten Hang zum Cuba Libre. Ersteres fiel allerdings aufgrund mehrerer Zerstörungen an der Ausrüstung vorerst ins Wasser. Und so begab es sich, dass ich die phänomenale Möglichkeit erhielt, die Arenal-Gegend Richtung Sonne zu verlassen.


418027_original_R_K_by_Kuestenfreund_pixelio.de.jpgIm Jeep »bretterten« wir (für 110 km braucht man gut drei Stunden) über die Panamericana in Richtung Pazifikküste, wo Horst die schwer erhältlichen Ersatzteile zu erwerben gedachte. Dort bin ich an einem ausschließlich von einer Hand voll Surfer bevölkerten Strand in den Genuss einer ersten und letzten Kite-Surfing-Stunde gekommen. Sieht eigentlich ganz einfach aus: bisschen Drachen steigen lassen und sich dann wie auf dem Snowboard hinterher ziehen lassen. Doch unterdes ich ein paar harmlose Trocken-Flugübungen auf festem Boden unternahm, erfasste mich eine hinterhältige Windböe mitsamt des keineswegs schmächtigen, aber zu seinem Unglück an mir befestigten Surflehrers, und schleifte uns quer über den Strand. Ende der Veranstaltung. Von da an hatte ich die Nase gestrichen voll vom Tico-Wind.


Nachdem ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte und mein Spanisch noch keine wirklichen Gespräche zulässt, meldete ich mich in einer Sprachschule an – aus Interesse und Kostengründen in Nicaragua. Kaum hatte ich (nach zweistündiger Wartezeit in sengender Mittagshitze) meinen unverhältnismäßig großen Koffer über die staubig-steinige Grenze von Peñas Blancas gezerrt, saß ich in einem ausrangierten,gelben US-Schulbus nach San Juan del Sur. Willkommene Erfrischung bot eine der überall am Straßenrand erhältlichen Pipas frias gekühlte Kokosnüsse, aus denen man mit einem Strohhalm die Milch schlürft. Wie ich später erfuhr, befand ich mich schon mitten auf dem Gringo Trail, also der von Backpackern übervölkerten Route durch Zentralamerika.


Dementsprechend ist San Juan ein Badeort, bestehend aus Hostels, Bars und Cafes sowie diversen Surf-, Sprach- und Yoga-Schulen. Dort empfing mich Rosa Silva aufs Herzlichste. Die Sprachschul-Besitzerin, deren Hund ihr an Leibesfülle in nichts nachsteht, sorgt seitdem wie eine Mama für mich. Mit den einzigen zwei anderen Sprachschülern (den Kanadiern Richard und David) und Rosas Familie wohne ich jetzt unter einem Wellblechdach. Zu essen gibt es morgens, mittags und abends Gallo Pinto (Reis mit Bohnen), was je nach Tageszeit und Verfügbarkeit mal mit Ei, Fleisch, Fisch, Avocado, selten mit Käse, aber immer mit frittierten Bananen variiert werden kann. Unnötig zu sagen, wer die Reste bekommt (der vermutlich einzige dicke Hund in ganz Südamerika). Und der verlangt jetzt nach seinem Recht. Rosa ruft zu Tisch und ich verbleibe mit zuversichtlichen Grüßen.


Bild: Kitesurfer © Küstenfreund/www.pixelio.de

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