Flaschenpost aus Costa Rica:

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Feliz Año nuevo!


Anja Mayinger, während ihres Studiums zunächst bei Jokers als Werkstudentin in unserer Werbung beschäftigt, vertrat im letzten Jahr eine Jokers Kollegin, die für ein Jahr Mutterschaftsurlaub hatte. Ende des Jahres lief ihr befristeter Vertrag aus. Jetzt gönnt sie sich ein Jahr Costa Rica in einer Bäckerei, die von einem Münchener in Nuevo Arenal betrieben wird: 


http://www.tom.cmxworker.de/index.php?seite=Startseite_t


Fragen Sie mich bitte nicht, wie der Kontakt zu dem Bäcker dort zustande kam und aus welchen Gründen Anja das Bäckerhandwerk in Costa Rica verstärken möchte. Ich fand ihre Idee jedenfalls lustig und abenteuerlich zugleich. Und weil ich in ihr immer noch die liebe und kompetente Kollegin sehe, als die ich sie über Jahre kennenlernen durfte, bat ich sie, hin und wieder für das Jokers Blog aus Costa Rica zu berichten. Hier ihr erstes Lebenszeichen.


Da wo ich jetzt bin, gibt es keine Postadresse. »Toms Pan, Nuevo Arenal, Costa Rica« genügt, um herzufinden, wo ich jetzt bin. Ortsangaben funktionieren hier nämlich folgendermaßen: nach der Kirche rechts, 200 Meter geradeaus, blaues Haus neben der Tankstelle. So lautet die offizielle Ortsangabe im Übrigen auch dann, wenn es die Kirche schon seit 20 Jahren nicht mehr gibt. Deshalb sind Wegbeschreibungen in Costa Rica eher was für Insider. Aber nachdem ich hier sowieso ziemlich in der Pampa bin, wird es wohl kaum zu größeren Verwechselungen kommen…


Trotzdem gibt’s in Nuevo Arenal erstaunlich viele kleine Geschäfte und Restaurants. Das liegt größtenteils daran, dass der gemeine Gringo hier heimisch geworden ist und nun die Region mit seiner Zahlungsfähigkeit und seinen guten Manieren beglückt. Ansonsten ist man eigentlich ohne Auto komplett aufgeschmissen. Und ach ja: Ich habe kein Auto.


In Anbetracht der örtlichen Gegebenheiten waren die Sylvester-Feierlichkeiten dann eher unspektakulär. Nach einem elfstündigen Arbeitstag ohne Pause und Mahlzeit waren alle ziemlich geplättet. Christina, eine andere Mitteleuropäerin um die 40, hatte Chili gekocht. Die illustre Essensgesellschaft bestand außerdem aus Thomas, dem Besitzer der Bäckerei Schrägstrich Touristenbusse-Lunch-Station, in der ich bediene. Seine hervorstechenden Qualitäten liegen neben fortwährenden Beteuerungen seiner Arbeitsüberlastung vor allem in seinem grünen Daumen. Der Mittvierziger hatte zum Essen seine blutjunge costa-ricanische Freundin dabei, die bedauerlicherweise in Ermangelung von Deutschkenntnissen nicht so richtig ins Gespräch fand. Es hat sich keiner wirklich bemüht, Spanisch zu sprechen. Stattdessen wurde ihre angebliche Schwangerschaft mitsamt der ihr unterstellten Absichten diskutiert – auf Deutsch zwar, aber sie saß immerhin daneben.


Dabei tat sich Christina besonders hervor. Sie lebt seit vier Jahren in Costa Rica, ist von Thomas mit der Bestimmung bedacht worden, in absehbarer Zukunft die Bäckerei zu übernehmen und hat nach umfangreichen eigenen Aussagen so gar kein Glück mit Männern. Momentan unterhält sie dennoch eine Liaison mit dem hundeblickigen Django keine Ahnung, ob der wirklich so heißt. Wenn er seiner Holden nicht gerade jeden Wunsch von den Augen abliest, läuft er ohne T-Shirt rum. Ich habe den Verdacht, er verfolgt mit der penetranten Zurschaustellung seiner tätowierten Muskeln eine gewisse Intention.


Ja und dann gibt es noch einen 23-jährigen Austausch-Bäcker aus Ravensburg. Chris trägt schwarz zu seinem hellen Teint und verlässt das Haus eher selten. Dafür begeistert er sich für Metall und Emo und war als Kind reicher Eltern früher viel allein, wie er sagt. Als sich alle versammelt hatten, ging die Party los.


Zu der ohnehin Mundhöhlen entflammenden Kulinarie Chili de la Muerte wurde ein ebenso brandstiftender Käse gereicht. Danach entschlossen sich die jung(geblieben)en Wilden Django und Thomas dazu, ein garantiert nicht TÜV-zertifiziertes und zudem antik anmutendes "Feuerwerk" aus der Versenkung zu holen. Damit ausgestattet zogen sie aus, die bereits schlafende Nachbarschaft und nichtsahnende vorbeifahrende Autoinsassen mit ohrenbetäubendem Artilleriefeuer zu erfreuen. Weil sich die pyrotechnischen Sensationen ausschließlich auf ein Maximum an Bummbumm beschränkten, veranlasste das einen Ruhe suchenden Nachbarn dazu, uns sehr eindrücklich zu beschimpfen. So fand die Veranstaltung ihr Ende.


Anja Mayinger