Suche
Close this search box.

Flaschenpost aus Nicaragua Teil 6:

 

chickenbus.jpgChickenbus-Tour Granada und Leon


Nach drei Wochen San Juan wurde es Zeit für einen Tapetenwechsel. Also nichts wie Rucksack aufgeschnallt und auf gen Granada (den unsäglichen Koffer hatte ich bei Rosa untergestellt). Als ich gerade das Hostel verlassen wollte, lief mir die packeselmässig-berucksackte Anat in die Arme: Sie wäre auch auf dem Sprung nach Granada.


Beruhigt von der Aussicht, mit einer militärisch bestens ausgebildeten Israelin zu reisen, die noch dazu über einen Lonely Planet verfügte, schwang ich mich in den Chickenbus nach Rivas. In den gelben US-Schulbussen finden sich selten Touristen – warum sollte ich erst später erfahren. Erstmal war es jedenfalls sehr lustig mit den Nicas wie die Hühner auf der Stange zu sitzen und sich durch die verschiedenen Leckereien zu naschen, die zusteigende Verkäufer feil boten (O-Ton Anat: »The food climbs the bus«). Im Bus hat sich Maxi aus Argentinien zu uns »Tourist faces« gesellt. Fortan strolchten wir gemeinsam durch die kolonialstiligen Gassen Granadas.


Im Hostel trafen wir noch auf Hanoch, ebenfalls aus Israel (unglaublich wie viele Israelis unterwegs sind, ist denn da überhaupt noch wer daheim? Nach ihrer Militärzeit scheinen die erstmal die Schnauze voll zu haben und jüdische Kulturzentren in Mittelamerika aufzubauen). Zu viert machten wir uns auf, den rauchenden Vulkan Masaya vor den Toren Granadas zu erklimmen. Zugegeben, es führte eine Teerstrasse hinauf, aber beim »Näschen zum Schwefel-Schnüffeln in den Krater halten« konnte es einem trotzdem ein kleines bisschen unheimlich werden. Ansonsten haben wir uns oft und gerne in den vielen, vollgestopften, krachig-lauten Märkten herumgedrückt. Hier eine Piña, dort eine Art Fetakäse und da drüben einen Jugo fresco in der nicaraguanischen Variante von »to go« (frische Fruchtsäfte aus Wassermelone, Tamarindo, Papaya… in einer Plastiktuete mit Strohhalm).


Aus unseren Errungenschaften haben wir im Hostel dann meistens was gekocht, wobei Anat jede Mahlzeit (wie im Übrigen auch sonst jedes Detail) akribisch mit ihrer Kamera dokumentierte. Das grossstädtische Nachtleben bestand dann aus spanischer Karaoke (schwülstige Herzschmerz-Songs zu trällern scheint bei Nicas in den fortgeschrittenen Semestern schwer im Kommen zu sein), Cocktails auf der Esplanade schlürfen (Vorsicht: wenn die die singende Gitarrenkombo vorbeikommt, immer schnell wegtauchen sonst bespielen die solange die gequält dreinblickende Tisch-Gesellschaft, bis sie ein Trinkgeld bekommen) und Salsa tanzen.


Nach einem wenig spektakulären Picknick-Ausflug zur Laguna de Apoyo tuckerten wir dann weiter in die älteste Universitäts-Stadt Mittelamerikas: Leon. Bei unserere Ankunft sorgte erstmal ein Südtiroler Pärchen bei Anat für Verwirrung: Die sprechen Deutsch, sind aber Italiener??? Unser Chef-Dolmetscher Maxi hatte dagegen Sprachprobleme anderer Art: Wenn er die Locals nach dem Weg oder was auch immer fragte, antworteten die entweder direkt auf Englisch oder aber lobten zumindest sein flüssiges Spanisch. Darauf Maxi: Naja, ich bin ja auch Argentinier. Antwort: Ah, und wo haben Sie so gut Spanisch gelernt?


Bis auf die besten Quesadillas der Welt (eine Art Kaesekuchen mit Reis) haben wir dann wenig von Leon selbst entdeckt. Anat machte sich auf zum Vulcano-Boarding (mit einer Art Snowboard den Vulkan runtersausen) und Maxi und ich fuhren zum Surfstrand Las Peñitas.

Die Wellen dort waren derart gewaltig, dass sie muehelos die arglos im Nichtschwimmer-Bereich planschende Badegesellschaft zurueck an den Strand schleuderten. Kurz: ein Riesenspass. In Leon haben wir dann Anat wieder aufgesammelt und es ging weiter in Richtung Norden. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. Bis dahin verbleibe ich mit besten Vagabunden-Grüßen,


Anja

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge