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Ganz schön lang

Auf meinem morgendlichen Weg ins Büro ging ich zwischen der Fachhochschule für Gestaltung und dem städtischen Heizkraftwerk durch ein Gässchen. Im Zaun vor dem Heizkraftwerk ist ein roter Kasten. Ich habe ihn noch nie besonders beachtet. Dieses Mal zog er meinen Blick an. Vielleicht wegen einem neuen Aufkleber, der ein Segelschiff zeigte. Eine Werbung für ein neues Reisebüro. Mitten auf dem Kasten war ein rot umrandetes weißen Schild angeschraubt, darauf ein langes Wort. Ich hielt an, kniff die Augen zusammen und begann zu lesen: „Löschschaumeinspeisung“ buchstabierte ich mir zusammen. Ich las das Brandwurm, äh, Bandwurmwort öfters. Musste was mit der Bekämpfung von Feuer zu tun haben. Hoffentlich weiß die Feuerwehr, was sie hier zu tun hat. War sehr umständlich ausgedrückt, wie hier mit dem Lösch-Schaum umgegangen werden soll.
Auf meinem weiteren Weg sprangen mir nun alle möglichen Worte ins Auge, die irgendwo standen. Neben einer Bushaltestelle schockte mich ein Satz mit zwei Worten und Ausrufezeichen: „LEBEN VERBOTEN!“ stand mit dunkler Schablonenschrift auf einem grauen Telefon- Verteilerkasten, der sich vor einer Hauswand befand, neben einem Schaufenster, in dem eine Urne ausgestellt war. Die Urne gehörte zum Bestattungs-Institut „Friede“. Dürfen die jetzt schon ihre Werbung auf Verteilerkästen machen?, rätselte ich. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich, dass ein kleines Plakat, das zu einem Punk-Konzert einlud, den Anfang des schockierenden Satzes verdeckt hatte. „ANKLEBEN VERBOTEN!“, konnte ich lesen, als ich das Punk-Plakat ein wenig auf die Seite zog. Ich war erleichtert – lebte und ging weiter.

Als ich im Büro einlief, setzte ich mich an meinen Schreibtisch und öffnete meine Post. Eine witzige Einladung war auch dabei – zur„Buchrauskommfete“. Kein Problem mehr für mich, das zu verstehen. Ich werde hingehen. Ist doch besser, als meine Zeit bei einer Book-Presentation-Party zu verbringen, oder?

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