Er bekommt Kritiken, für die andere Schriftsteller ihre Großmutter umbringen würden. Das jedenfalls behauptet Autorin Margaret Atwood über ihren Kollegen Richard Powers. Der hat mit »Das Echo der Erinnerung« und »Der Klang der Zeit« in den letzten Jahren epochale Werke abgeliefert, die seinen Ruhm begründeten.
Der Autor stammt aus der Nähe von Chicago und ging während der Schulzeit mit seinen Eltern für fünf Jahre nach Bangkok, wo sein Vater als Lehrer arbeitete. Zurück in den USA begann er zunächst ein Physikstudium und wechselte dann zu Literaturwissenschaften. Außerdem war er als Programmierer tätig.
Diese Stelle kündigte er nach einem Schlüsselerlebnis in einem Museum: August Sanders Fotografie »Jungbauern im Sonntagsstaat, Westerwald« beeindruckte in so sehr, dass er einen Roman darüber verfasste, der 1985 erschien und sofort einen Preis einheimste. Im gleichen Jahr zog Richard Powers für einige Jahre in die Niederlande, danach nach Cambridge. Seit 1993 ist er wieder in seiner Heimat Illinois und lehrt an der dortigen Universität. 2009 war er übrigens Gastprofessor an der Freien Universität Berlin. Und in diesem Jahr entstand auch sein Roman »Das größere Glück«. Auch hier wendet er sich das ist seine Spezialität wieder den Naturwissenschaften zu.
Hauptperson Thassadit nämlich, eine junge Algerierin, scheint das Glück gepachtet zu haben, obwohl sie die Gräuel des Bürgerkriegs in ihrer Heimat miterlebt hat. Ihr dauerhaftes Strahlen, das ihre Bekannten regelrecht verzaubert, ruft den Biotech-Unternehmer Thomas Kurton auf den Plan, der die junge Frau auf ein »Glücks-Gen« hin untersucht und sie einem riesigen Medienrummel aussetzt.
Ein hochaktuelles Thema, mit dem sich Powers kritisch auseinandersetzt. Und dazu noch mitreißend geschrieben. Wer sich für gesellschaftliche Fragen interessiert, ist bei diesem Roman definitiv gut aufgehoben. Übrigens geht das Interesse des Schriftstellers an der Gentechnik so weit, dass er sich als neunter Mensch überhaupt sein Genom aufschlüsseln ließ …
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