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Glück in Brooklyn

Brooklyn ist keine feine Gegend. Nicht so wie die schicke New Yorker Stadtteilschwester Manhattan, wo alles glänzt und funkelt. Nein, in Brooklyn geht es bunt zu und etwas rau, hier mischen sich alle nur denkbaren ethnischen Gruppen, und die Bewohner befinden sich nicht unbedingt immer auf der Gewinnerseite des Lebens. Ein wunderbares Biotop für einen Schriftsteller, den genau diese Gegensätze und die weniger glatten Biographien von Menschen interessieren.

BrooklynBridge_kl.jpgZum Beispiel für Paul Auster, der selbst in diesem pulsierenden Stadtteil New Yorks lebt. Wer seine „Brooklyn Revue“ zur Hand nimmt, bekommt genau das, was draufsteht: eine faszinierende, schillernde, farbige, derbe, humorvolle, philosophische Großstadt-Revue voller eckiger Charaktere. Es gibt eine kleine Ausreißerin, einen Ex-Galeristen, christliche Fundamentalisten, massenhaft gescheiterte Existenzen und natürlich den Erzähler Nathan, einen krebskranken Versicherungsmann, der sich von seiner soeben überstandenen Krankheit und seinen gescheiterten Beziehungen erholen will.

Paul Auster liebt sie alle. Das spürt man beim Lesen. Er blickt nicht herab auf die Getriebenen und Gescheiterten, sondern gibt ihnen eine Stimme und zeigt uns die vielen menschlichen Gesichter dieser Riesenstadt. Der Reigen der kauzigen Brooklyner Gestalten endet an einem Tag, der Geschichte schrieb: am Morgen des 11. September 2001, wenige Stunden, bevor das World Trade Center wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Und weil er so schön ist, gibt es in diesem speziellen Fall den letzten Satz des Romans hier im Blog: „Aber noch war es erst acht Uhr, und als ich unter dem strahlend blauen Himmel die Straße entlang spazierte, war ich glücklich, mein Freund, so glücklich wie nur je ein Mensch auf dieser Erde.“

Die „Brooklyn Revue“ bei Jokers

Bild Brooklyn Bridge: Jens Kühnemund/pixelio

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