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Gnadenbrot für Bücher!

BücherverbrennungAls ich letztens am Flussufer entlang schlenderte, waren einige Jugendliche gerade dabei, ein Lagerfeuer anzufachen. Doch die feuchte Kohle wollte und wollte sich nicht entzünden. Ich setzte mich auf eine Bank, um dem Treiben ein wenig zuzusehen – sie hatten auch einen tragbaren CD- Player dabei und rockige Musik schallte aus den Lautsprechern. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, eigentlich war alles wirklich wunderbar. Bis mir auffiel, mit welchem Trick sich die jungen Leute nun behelfen wollten: Einer von ihnen hatte nämlich ein Taschenbuch herausgezogen und wollte es gerade zerpflückten, als ich einschritt. Da wollten diese Halbstarken doch glatt ein Buch verbrennen, um ihr Feuer in Gang zu bringen! Wie kann man nur auf solch eine absurde Idee kommen? Die Jahre der Buchverbrennungen gehören doch längst der dunklen Vergangenheit an, dachte ich. Wo bleibt der Respekt vor dem geschriebenen Wort, die Achtung vor intellektuellem Eigentum?

Ich stellte die Jungs zur Rede: Sie wüssten sich nicht anders zu helfen, schließlich wollten sie sich an den Flammen ein wenig wärmen. Einer von ihnen war sehr gewitzt: Es sei doch auch üblich, Zeitungen zu verbrennen – weshalb man also bei Büchern so ein Aufsehen errege? Ja, das stimmt – Zeitungen müssen oft als Anzünder herhalten. Oder landen im Altpapier. Weil sie sicher nicht für die Ewigkeit geschrieben sind, weil sie kurzlebig sind, weil… Ja, warum eigentlich? Sind es nur die schlimmen Altlasten der Vergangenheit, die uns Lesefreunden bei dem Gedanken, ein Buch zu verbrennen, Schauer über den Rücken jagen?

Ich weiß nicht recht… Ich persönlich hebe alle meine Bücher auf oder verschenke sie weiter, dennoch verbrenne auch ich die eine oder andere Tageszeitung. Seltsam… Aber ich empfinde es wirklich so: Bücher sind für die Ewigkeit bestimmt, sind es wert, gehegt und gepflegt zu werden, gerne gebe ich ihnen nach dem Lesen das verdiente Gnadenbrot und stelle sie in mein übervolles Regal. Schließlich haben sie mir viele wunderbare Lesemomente beschert – ich finde das nur fair. Und so tauschte ich mit den Jugendlichen mein Feuerzeug gegen ihr Taschenbuch. Schon bald brannte das Feuerchen – ohne Bücheropfer.

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