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Großes Kino für ein kleines Dorf: »Die Scheinheiligen«

Ein winziges Nest im idyllischen Oberbayern soll eine prächtige Zukunft bekommen, wenn es nach dem Dorfchef und seinen Spießgesellen geht. Sie malen sich die Zukunft für ihr kleines Reich Daxenbrunn rosig aus: mit Grillstation samt eigenem Autobahnzubringer. Das soll Besucher in den verschlafenen Flecken locken und damit Geld bringen. Eigentlich alles ganz einfach, sollte man meinen, schließlich stecken die relevanten Entscheidungsträger unter einer Decke: der Bürgermeister, der Landrat, der Lehrer und der Pfarrer.


Doch sie haben die Rechnung ohne die Bäuerin Magdalena Trenner (Maria Singer) gemacht. Der nämlich gehört eines der Grundstücke, ohne das die kühnen Fortschrittsträume nicht zu verwirklichen sind. Magdalena ist ebenso alt wie stur. Sie denkt gar nicht daran, ihre Wiese für den Autobahngrill zu opfern und beantwortet Anfragen gerne auch mal mit dem Schießeisen.


Unerwartete Unterstützung erhält die renitente Greisin von zwei schrägen Typen: dem Asylbewerber Theophile (Michael Emina) und dem Schnitzer Johannes (Johannes Demmel). Ersterer wird kurzerhand auf Magdalenas Hof einquartiert, weil sich niemand um ihn kümmern will und der Bürgermeister somit das leidige Asylantenproblem vom Hals hat. Letzterer sucht eine Bleibe, weil er einen Auftrag im Dorf zu erledigen hat; einen heiklen Auftrag: Heiligenfälschung für den Pfarrer.


Und so schließt sich der Kreis. Irgendwie hat jeder etwas mit jedem zu tun, es laufen Intrigen und krumme Geschäfte und alle haben Dreck am Stecken bzw. eine Leiche im Keller. Im Dorf stehen sich zwei Lager gegenüber: die Fortschrittsliga um den Bürgermeister, eskortiert von zwei chaotischen Provinzpolizisten; und die bunte Truppe um die bauernschlaue Magdalena, die tatkräftige Unterstützung von den örtlichen Pfadfindern erhält. Es kommt, wie es kommen muss, schließlich zum Show-down und der geht erfreulicherweise gut aus, soviel sei verraten.


Regisseur Thomas Kronthaler ist mit seinem bitterbösen und urkomischen Werk ein cineastisches Kleinod gelungen: eine skurrile Mischung aus Heimatfilm, Komödie und Western. Mit einem Minimalbudget filmte er an Originalschauplätzen seines Heimatortes Daxenbrunn und persifliert dabei den realen Bau einer McDonalds-Filiale am Irschenberg. Herausgekommen ist eine herrlich satirische Bauernposse mit der unvergessenen Maria Singer (1914 – 2003) in einer Paraderolle als knurrige Altbäuerin, einer ihrer letzten großen Filmauftritte. Kronthalers Filmdebut aus dem Jahr 2001 diente übrigens Marcus H. Rosenmüller nach eigene Aussagen als Vorbild für seinen Erfolgsfilm »Wer früher stirbt ist länger tot«. Beide Filme finden Sie bei Jokers auf DVD zum vergnüglichen langen Kino-Abend!


DVD "Die Scheinheiligen" bei Jokers


DVD "Wer früher stirbt ist länger tot" bei Jokers



Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger

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