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Hüter der Etikette

EtiketteSchluss mit dem Blick auf die Unterwäsche der Teens und Twens! Schluss damit, leger die Hosen auf die Hüfte rutschen zu lassen, Boxershorts, String-Tangas etc. hervorblitzen zu lassen! C. T. Martin, ein Stadtrat in Atlanta, Georgia, ist mit solchen For- derungen jüngst bekannt geworden. Kollegen im amerikanischen Bundes- staats Louisiana gingen in zwei Städten, Delcambre und Opelousas, sogar noch weiter: Dort ist es verboten, den Blick auf einen BH-Träger zu gewähren – bei einer Strafe von 500 Dollar bzw. 6 Monate Knast!

Gut, ich denke mir manchmal auch: Wer sagt dem Mädchen nur mal, dass ihm der Minirock bei seiner Figur überhaupt nicht steht? Oder dass bestimmte Hosenformen für Jungs längst wieder out sind und nur noch im so genannten Prekariat getragen werden? Andererseits: Sind "verwahrloste Kleidersitten" nicht einfach von der eigenen Definition von Mode abhängig? Wer macht die Etikette? Dürfen Verstöße gegen eine gutbürgerliche Etikette wirklich polizeilich geahndet werden? Das hieße ja missliebige Mode-Trends zu kriminalisieren.

Etikette ist vergänglich. Das musste ich bei einem Blick in unser momentanes Bücherangebot feststellen. Wir haben gerade zwei amüsante englische Bücher zum Thema im Programm: "Etiquette for Men" und "Etiquette for Women", bereits anno 1920 bzw. 1928 verfasst. Ein unterhaltsames Beispiel dafür, wie sehr unser "Knigge" von der Zeit diktiert ist. Vielleicht sollten wir diese beiden Exemplare mal nach Atlanta schicken…

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