Suche
Close this search box.

Jo Nesbø – Bekenntnisse eines Schwedenkrimi-Fans

Schwedenkrimis treffen leider nicht den Geschmack aller Leseratten. Für viele sind es die Vorurteile, manch anderen ist die Atmosphäre einfach zu grau und kalt.

043371857-rotkehlchen.jpgIch persönlich bin in diese Literaturszene durch meine Facharbeit geraten. Im Fach Deutsch wurde an meiner Schule ein Krimi-Seminar angeboten. Nach einigen Edgar Allan Poes und Klassikern wie "Die Judenbuche" von Annette Droste-Hülshoff, kamen wir dann allmählich zu den nördlicheren Gefilden – und somit zu Jo Nesbø.

Vielleicht ist es der Autor selbst, der mich gleich so faszinierte. Vielleicht die lebendige Ausarbeitung seines Protagonisten Harry Hole oder die grausamen Serienmorde, die einen manche Passagen schockiert noch einmal lesen lassen. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus all diesen Aspekten, die mich von der ersten Seite an fesselte. Seine wechselnden Perspektiven und tief in den Zeilen verwobenen Andeutungen lassen den Leser vor Neugier und Spannung fast platzen. Es sind Bücher, bei denen man von Seite zu Seite einen neuen Verdächtigen findet und selbst wenn man den Täter siegessicher entlarvt zu haben scheint – am Ende wartet doch eine Überraschung.

Aber gerade die persönliche Tragik des Ermittlers Harry Hole in dem grauen, kalten Oslo gibt Jo Nesbøs Kriminalromanen einen besonderen Flair. Mit einem trotteligen Kommissar Kluftinger würde diese Atmosphäre niemals entstehen. Harry Hole schlägt sich mit viel tieferen, ernsteren Problemen herum als verbrannten Kässpatzen: Der Kommissar ist unbeliebt, einsam, deprimiert und alkoholkrank. Im idyllischen Allgäu würde so eine Figur nicht funktionieren. Das triste, graue Bild Oslos scheint es zu sein, das Holes trostlose Innenleben noch zusätzlich unterstreicht.

Jo Nesbø zieht den Leser also mitten hinein in Holes Welt zwischen verlorener Liebe, Jim Beam und der Jagd auf Serienmörder. Deshalb sollten seine Bücher nicht nebenbei und stückchenweise gelesen werden. Um in der verwobenen Geschichte nichts zu verpassen, ist ein Leser gefragt, der Fantasie, Konzentration und vor allem Zeit in das Lesen steckt. Ich gebe zu, das hört sich jetzt nach ganz schön viel Aufwand an – aber der lohnt sich, versprochen!

* Buch Schneemann
* Buch Rotkehlchen
* Buch Leopard
* Buch Die Larve

Autorin: Lisa Stark

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge