Jokers Blog als Diplomarbeitsthema

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Matthias StoebenerÜber meinen Kollegen Timm Bossmann erreichte mich folgen- de Mail: „Über eine Verlinkung bin ich auf Ihren Jokers Blog aufmerksam geworden. Ich studiere Internationales Manage- ment (…) und arbeite gerade an meiner Abschlussarbeit zum Thema Corporate Blogs (…) Da ich meine Arbeit sehr praxis- orientiert gestalten will, würde ich mich sehr freuen, wenn es möglich wäre, Ihnen einige Fragen zu Ihrem Blog zu stellen. Anbei sende ich Ihnen daher einen kurzen Fragebogen.

Es war nicht das erste Mal, dass ich StudentInnen Auskunft zum Jokers Blog geben musste, aber diesmal dachte ich: Vielleicht sind die Fragen und Antworten auch für Sie als Leser dieses Blogs interessant. Und so lade ich Sie ein, dem Interview zu folgen. Übrigens: Mit „Corporate Blog“ ist einfach ein Blog gemeint, das nicht von einer Privatperson, sondern einer Firma wie Jokers geführt wird.

Frage: Warum und seit wann betreiben Sie einen Corporate Blog (CB)?

In unserem Katalog, der monatlich erscheint, haben wir eine Rubrik, die sich „Plaudereien“ nennt und Ereignisse rund um Bücher und Literatur etwas näher beleuchtet. In einem Katalog sind die Plätze für „Plaudereien“ allerdings sehr begrenzt, weil der Druck und Versand sehr teuer ist und wir im Katalog natürlich vor allem verkaufen müssen, damit der Katalog sich auch rechnet. So kam uns vor Jahren die Idee, dass unser Blog eine kostengünstige Möglichkeit sein könnte, die „Plaudereien“ ins Internet zu übertragen und dort öfter und intensiver zu Themen rund um Jokers, Bücher und die Literatur zu „plaudern“.

In unserem Blogarchiv können Sie sehen, dass wir schon seit Mai 2005 bloggen.

Frage: Wer betreibt diesen Corporate Blog (Mitarbeiter, CEO oder PR-Agentur)?

Zunächst planten wir, dass alle Mitarbeiter aus dem Internetbereich, bloggen, aber sehr schnell stellte sich heraus, dass nicht jeder schreiben kann oder schreiben will. Es macht ja auch ein bisschen Arbeit. Und nicht jeder Mensch wird Schriftsteller. Nach ein paar Wochen habe also nur noch ich, Matthias Stöbener, gebloggt. In letzter Zeit hat auch unser Werbeleiter Timm Bossmann ein paar Beiträge eingestellt.

Frage: Wie häufig bloggen Sie?

Manchmal jeden Tag, manchmal ein paar Tage nicht. Manchmal schreibe ich mehrere Blogs auf einen Schlag, stelle sie aber über ein paar Tage verteilt ein. Es kommt auf die Muse an, die mich küsst.

Frage: Über welche Themen wird gebloggt?

Über alles, was mit Jokers, der Literatur, unserem Angebot und Büchern zusammenhängt. Es müssen nicht Bücher aus unserem Programm sein. Jokers führt ja nur die Bücher, die als Restauflagen oder Mängelexemplare günstiger sind als Bücher, die sich noch in der Preisbindung befinden. Und da ich nicht nur solche Bücher lese, schreibe ich hin und wieder auch über Bestseller oder Titel, die sonst im Gespräch sind.

Frage: Wie ist das Feedback auf Ihren Corporate Blog?

Ich bin ganz froh, dass die wenigsten Leser des Blogs Feedback geben. Denn als höflicher Mensch würde ich jedem auch antworten. Und das würde mich wohl so viel Zeit kosten, dass ich andere Aufgaben im Online-Marketing Jokers vernachlässigen müsste. An manchem Feedback aber merke ich, dass das Jokers Blog sehr genau gelesen wird. Meist sind es positive Rückmeldungen, aber auch mit negativen habe ich kein Problem, denn man kann ja eine Sache immer aus verschiedenen Richtungen betrachten. Manche Kunden nutzen das Kontaktformular im Blog auch, um sich über etwas, was nicht gut gelaufen ist, zu beschweren, etwa wenn sie sich von unserem Kundenservice nicht gut betreut fühlen – was zwar nicht oft vorkommt, aber wer ist schon fehlerlos? Das ist für mich sehr wichtig, denn so bekomme ich hautnah mit, was läuft und kann manchmal regulierend oder im Sinne des Kunden eingreifen.

Frage: Ist Micro-Blogging interessant für Sie? Begründen Sie bitte kurz Ihre Antwort.

Ja klar twittere ich auch. Wer mich „verfolgen“ will kann das unter http://www.twitter.com/jokers_de_1 tun.

Micro-Blogging geht für mich ein bisschen in Richtung des Schopenhauerschen Igelbildes: Man kommt sich durch die wenigen Zeichen sehr nahe, weil man sehr auf den Punkt kommen muss, aber wieder doch nicht so nahe, dass die Stacheln weh tun. In dieser Gemeinschaft der Microblogger bekommt man sehr schnell sehr viel mit. Schneller als per Zeitung oder Newsdienst. Und ungefiltert. Und von verschiedenen Standpunkten. Und Menschen, die in den Medien arbeiten, wie ich, sollten, meine ich auf der Welle von Trends reiten.

Frage: Wie sind ihre Erfahrungen bezüglich Risiken und Chancen ihres Corporate Blogs?

Die Frage verstehe ich nicht so ganz. Deshalb kurz und bündig: Meine Erfahrungen sind absolut positiv und Risiken sehe ich wenige, wenn ich ehrlich bin. Eher Chancen. Aber nicht Richtung Verkaufe, sondern in Richtung Markenprägung („Jokers, das sind doch die mit dem Buch-Blog“).

Frage: Lässt sich ein positiver Effekt auf das Unternehmensimage erkennen?

Ich kann Ihnen da keine Zahlen nennen. Und die Leser dieses Blogs schreiben auch nicht jeden Tag: Super, das hast du klasse gemacht! oder „Jokers ist ein supertolles Angebot, ich wüsste gar nicht, wie ich ohne Jokers und das Blog von euch leben sollte“, aber hin und wieder bekomme ich ermunternde Worte und dann sehe ich, dass das Bloggen doch ein wichtiges Angebot ist und Menschen, die bei Jokers günstig einkaufen, auch das Blog als etwas sehen, was Jokers besonders macht und von anderen „Nur-Buchverkäufern“ positiv abhebt.

Frage: Lohnt sich ein Corporate Blog hinsichtlich des finanziellen Aspektes?

Ein klares Nein. Vor Jahren haben wir gemessen, wie viele Menschen ein Buch kaufen, das ich im Blog auf den Jokers Shop verlinke. Das haben wir aufgegeben, weil es sich nicht lohnt. Über das Blog verkaufen wir nicht bzw. nur spärlich. Jeder Controller würde mir das Blog sofort aus der Hand schlagen. Aber der finanzielle Input hält sich auf der anderen Seite auch in Grenzen, so dass mein Chef das Blog befürwortet. Denn Jokers ist anders als andere Buchverkäufer. Und die Leute hier, mich eingeschlossen, sind Bibliophile und von dem, was sie machen „besessen“. Und „Besessene“ müssen halt von dem reden, von dem sie voll sind: Büchern und Literatur.

(geschrieben von Matthias Stöbener)