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Kabbalistik gegen die Krise?

Neue_Synagoge_klein.jpgBei manchen Menschen herrscht zurzeit Weltuntergangsstimmung. Die Ölkatastrophe in den USA, die Kirchenkrise hierzulande, die Angst um den Euro, die Prophezeiungen der Maja, Skandale und Tragödien allenthalben. Gestern meinte meine Frau, als wir die Nachrichten sahen: 2010 ist kein gutes Jahr. Es ist nicht leicht, sich im Moment nicht von düsteren Stimmungen anstecken zu lassen. Da fällt unser Freund Markus ganz aus dem Rahmen. Wir philosophierten mit erhitzten Gemütern über den angeblich schlimmen Lauf der Welt, nur er blickte gelassen in die Runde: „Habt ihr die Kabbala gelesen?“. Sofort verstummten alle, blickten ihn fragend an: Die jüdische Geheimlehre? Nein, keiner von uns wusste mehr von der Kabbala, als dass sie Jahrtausende alt war und etwas mit dem Judentum zu tun hatte.

Da fing Markus an zu erzählen: von Sephiroth, von Lebensbäumen, von Emanationen, von Malkuth und von anderen fremd klingenden Dingen. Keiner verstand ein Wort. Aber er sprach auch von Selbstbewusstsein, von Kraft und von Gnade. Und davon, dass die Kabbala und der christliche Glaube sehr ähnlich seien. Zu Hause schlug ich nach, wovon Markus berichtete. „Empfangen“, „Erhalten“ oder „Annehmen bedeutet das hebräische „Kabbalah“: Adam, Symbol für die Menschheit, soll die Kabbalah durch Raziel, den Erzengel der Weisheit, empfangen haben. Dies geschah, so berichtet die Überlieferung, nach dem Fall aus dem Garten Eden.

Das vom Engel überlieferte Wissen, die geheime Weisheit um die praktische Anwendung von magischen Namen der Kraft sollten Adam als Instrumente dienen. Instrumente, die es dem Menschen möglich machen, wieder in das verlorene Paradies zurück zu finden und auch in der irdischen Welt Zugang zu höheren Welten zu haben.

Seit Jahrtausenden wird die Kabbalah von Mund zu Ohr weitergegeben, und fast so lange stand das so weitergegebene Wissen in keinem Buch. Erst 1900 erschien „Die Kabbala“, die Geheimlehre der jüdischen Mystik, im französischen Original in Paris. Der „Balzac des Okkultismus“, ein damals bedeutender Gelehrter, hielt die theosophischen Annahmen in seinem Werk fest. In der Übersetzung von Prof. Julius Nestler liefert uns „Die Kabbala“ einen Schlüssel zum Verständnis kabbalistischer Theorie und Praxis; sie ist wohl auch als Versuch einer Synthese religiöser Traditionen in Juden- und Christentum zu sehen. Aber ob kabbalistisches Wissen gegen Weltuntergangsstimmungen hilft? Ich weiß nicht, finde das Thema aber zumindest interessant.

„Die Kabbala“ bei Jokers

Bild: Neue Synagoge Berlin; P.Kirchhoff/pixelio.de

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