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Kakerlaken-Auflauf, Wurm-Suppe, Schnecken-Soufflé

Insekten_R_K_by_Matthias Brinker_pixelio.de.jpgSushi galt lange Zeit als Inbegriff der Exotik auf dem Teller. Doch seit es die in Reis und Tang eingewickelten rohen Fische nahezu an jeder Ecke zu konsumieren gibt, hat der asiatische Snack etwas an Exklusivität eingebüßt. Etwas Ausgefallenes muss also her, um den Gaumen zu kitzeln.


Wie wäre es mit Insekten? Krabbeltiere zu essen, ist in Europa in etwa so abseitig, wie Mieze oder Bello in die Pfanne zu werfen. Mit dem Unterschied, dass die Krabbeltiere einen nicht so herzerweichend anschauen können, was sie eigentlich zum perfekten Nahrungsmittel macht. Aber kann man sich ernsthaft vorstellen, sein Brötchen mit gerösteten Ameisen zu belegen oder sich an einem Heuschrecken-Imbiss zu laben? »Otto Normalverbraucher« nur schwerlich. Einer schon: Rüdiger Nehberg!


Der Abenteurer schlägt sich bei seinen Touren gerne durch unwegsames Gelände und ernährt sich nur von dem, was ihm unterwegs in den Mund flattert. Es scheint ihm nicht geschadet zu haben, im Gegenteil. Doch Nehberg spielt als Survival-Spezialist in einer anderen Liga als wir. Und was den einen vor dem Verhungern rettet, muss uns noch lange nicht munden. Schlimmer noch, wir Europäer ekeln uns vor den kleinen Krabblern und sind nicht bereit, sie in unserer Küche, geschweige denn auf unserem Teller zu dulden.


Das könnte ein großer Fehler sein, denn in anderen Teilen der Welt werden Insekten gerne aufgetischt. In Kolumbien etwa lässt man sich gesalzene Blattschneiderameisen auf der Zunge zergehen. In Mexico ist man ganz wild auf Ameisenpuppen. In Thailand kann man nicht von Libellen lassen. Und in Südafrika gelten Termiten als Delikatesse. In weiten Teilen der Welt weiß man, dass das große Krabbeln nicht nur ausgesprochen wohlschmeckend ist, sondern auch gesund.


Insekten gelten in Asien und Afrika als ausgezeichnete Proteinquelle und sollen außerdem reich an Vitaminen, Mineralien und ungesättigten Fettsäuren sein. Sie könnten außerdem helfen, das Welternährungsproblem und die Klimakatastrophe zu lösen. Durch den Anstieg der Weltbevölkerung steigt der Konsum von Fleisch und zieht ein ökologisches Desaster nach sich. Die intensive Rinder- und Schweinemast verseucht Böden und Trinkwasser, stößt Treibhausgase aus und führt zum Abholzen von Regenwäldern für Weideflächen und Futteranbau.


Um Auswege aus diesem Teufelskreis aufzuzeigen, stieg kürzlich in Oxford ein Experiment, getarnt als festliches Dinner, wie das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« berichtete (Ausgabe 15/2011). Die Künstlerin Angela Palmer lud zum »Grand Banquet of Rainforest Insects«. Aufgetischt wurde von der englischen Star-Köchin Thomasina Miers ein Insektenmenü mit Köstlichkeiten wie gesalzenen Mehlwürmern, sautierten Grillen, Tacos mit scharfer Heuschrecken-Salsa und karamellisierten Heuschrecken im Schoko-Mantel.


Den geladenen Gästen, darunter einflussreiche Mitglieder aus Politik, Wirtschaft und Diplomatenkreisen, scheint es gemundet zu haben. Sinn des ungewöhnlichen Gelages war es, die Insektenküche publik zu machen als ökologischen Beitrag zur Rettung der Welt. Erste Ansätze, die kleinen Krabbler zu knabbern, gibt es bereits hierzulande. Einige Restaurants bieten die exotische Speise an, es gibt Insekten-Kochbücher, einschlägige Internetseiten und Spezialversender. Wer sich auf das Abenteuer Insektenessen einlassen will, kann natürlich auch erstmal den eigenen Garten plündern oder in der Zoohandlung nach Futtertieren für Reptilien und Fische fragen.


Zum Einstieg in die Welt der Insekten-Feinschmeckerei, hier einiges an inspirierender Lektüre.


"Die Wunderwelt der Insekten" und "Insekten" bei Jokers



Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger



Bild: Insektensnacks (Asien) © MATTHIAS BRINKER/www.pixelio.de

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