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Lisa Saint Aubin de Terans Haus in Italien

Das Haus ist eine Ruine, mehr nicht. Lisa Saint Aubain de Teran kauft es trotzdem. Sie hat sich spontan in das alte Gemäuer verliebt. Dass der historische Palazzo im umbrischen Städtchen San Orsola mit einem Eingangsbereich so groß wie eine Bahnhofshalle nur noch rudimentär vorhanden ist, blendet sie großzügig aus. Die Wände sind löchrig oder nicht mehr existent. Es gibt weder Türen noch Fenster. Ganze Gebäudeteile fehlen. Das Dach ist löchrig. Die einstige Parkanlage rund ums Haus eine Wüstenei. Egal. Lisa Saint Aubain de Teran ahnt, wie das Schlösschen einmal ausgesehen haben mag, in welchem Glanz es strahlte. Hier will sie, der bunte Zugvogel, endlich sesshaft werden. Kein Leben mehr in Zügen und aus Koffern!


Umbrien_by_marge simpson_pixelio.de.jpgDie Renovierung ist ein einziges Abenteuer und eine einzige Katastrophe. Gemeinsam mit ihrer Familie zieht Lisa Saint Aubain de Teran ein, mit ihrem schottischen Künstlergatten Robbie, ihrer halbwüchsigen Tochter Iseult, dem kleinen Allie und zwei Au-pair-Mädchen, den »irischen Beauties«. Ein Glück nur, dass die italienischen Ureinwohner San Orsolas die verrückte englische Familie in ihr Herz geschlossen hat. Mit bewundernswerter Gelassenheit meistert die Autorin diese Hardcore-Renovierung, organisiert die Handwerker, hält die Familie zusammen und schreibt darüber wundervoll beiläufig und in leichtem Ton. Ihr Blick auf Land und Leute ist liebevoll und ihre Begeisterung ansteckend. Inmitten von Staub und Bauschutt sitzend, sinniert sie über das italienische Lebensgefühl.


Die Schäden am Haus sind so gewaltig, dass ein Sommer nicht ausreicht, es auch nur halbwegs instand zu setzen. Die »Häuslebauer« erleben ihren ersten umbrischen Winter ohne funktionierende Heizung und ohne Fenster und Türen in ihrem zugigen, eiskalten Palazzo. Einzige Heizquelle ist der antike Kamin in der Küche. Andere hätten entnervt aufgegeben, nicht so die ebenso skurrile wie unerschrockene Familie. Man hält durch und gewinnt dem Zustand sogar noch etwas Positives ab. Herausforderungen sind schließlich dazu da, sie anzunehmen.


Das »Haus in Italien« ist nur eine Station in Lisa Saint Aubain de Terans bewegtem Leben. Die 1953 in London geborene Schriftstellerin und Journalistin hat das Unterwegssein kultiviert. Mit 16 Jahren folgte sie einem venezolanischen Revolutionär in seine Heimat und führte mit ihm eine Kaffeeplantage. Sie blieb sieben Jahre in Venezuela, dann heiratete sie den Dichter George Macbeth. Mit dem Maler Robbie DuffScott zog sie 1986 schließlich nach Venedig und weiter nach San Orsola. Die Sache mit der Sesshaftwerdung allerdings klappte nicht wirklich. Inzwischen lebt die Autorin mit Ehemann Nummer vier in Amsterdam.


Buch "Ein Haus in Italien" von Lisa St. Aubain de Teran bei Jokers


Buch "Deckname Otto" von Lisa St. Aubain de Teran bei Jokers



Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger


Bild: Stadt in Umbrien © »Marge Simpson«/www.pixelio.de

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