Wie wird unser Leben in fünfzig Jahren aussehen? Wie die Gesellschaftsstrukturen, wie unsere zwischenmenschlichen Beziehungen? Werden wir noch in klassischen Kleinfamilien zusammenleben, werden wir noch heiraten? Ich vertreibe mir gerne laue Abende mit solchen Gedankenspielen und einmal im Jahr hole ich mir Anregungen für meine Phantasie auf der Ausstellung der Ars Electronica in Linz.. Natürlich musste ich auch die diesjährige Exponate zu »Robotinity« besuchen: Schließlich wird hier gezeigt, die sich das Zusammenwachsen von Mensch und Maschine weiter entwickeln könnte.
Ich halte die Ausstellung für ziemlich gelungen: Nicht nur, dass die Besucher Aufnahmen ihrer Retina anfertigen lassen oder an digitalen Zeichenbrettern eigene Interaktionsfiguren entwerfen können auch die »Haustiere der Zukunft« stehen dort zum Anfassen und Bestaunen zur Verfügung. Insbesondere Paro, die kleine, kuschelige Robbe, hat es mir angetan. Mit großen Augen schaut sie die Besucher an, reagiert auf Streicheln und auf Stimmen. Die Robbe wird müde, sie mag es nicht, wenn man sie an den Schnurrbarthaaren zieht, kurzum: Paro verhält sich wie ein »echtes« Tier und löst auch entsprechende Emotionen in ihrem Interaktionspartner aus. Der Beschützerinstinkt wird geweckt, wenn man das Roboter-Fell streichelt und Paro daraufhin sein Köpfchen wendet und sich wohlig aalt.
Diese Spielerei ist aber weitaus mehr als nur eine nette Idee: Insbesondere in der Geriatrie und in Pflegeheimen erweisen sich solche künstlichen Haustiere als wertvolle Helfer, um den Genesungsprozess zu fördern und das Wohlempfinden, insbesondere auch Demenzkranker, zu steigern. Eine tolle Sache also.
In seinem Buch »Menschmaschinen« entführt der Autor Rodney Brooks Sie in eine erstaunliche Zukunftswelt: Er begibt sich auf die Suche nach den neuesten Forschungsansätzen in den Laboratorien der Welt, um uns die aktuellen Entwicklungen in der Robotik vorzustellen. Androide Roboter, beinahe vollwertige Kommunikationspartner, auf Zärtlichkeiten reagierende Haustiere sind dabei keine Rarität mehr. Und wer weiß: Vielleicht muss man gar nicht fünfzig Jahre weiter denken, um sich eine vollkommen andersartige Interaktionswelt vorzustellen. Zwanzig Jahre könnten reichen, um unser gesellschaftliches Zusammenleben vollkommen auf den Kopf zu stellen.
"Menschenmaschinen" von Rodney Brooks bei Jokers
Bild: Spielzeugroboter © HANSPETER GRAF/www.pixelio.de