Letztes Jahr hatte Stephen King mal wieder eine klasse Marketing-Idee; um sein neuestes Epos ins Gespräch zu bringen: Wer Interesse und auch das nötige Kleingeld hat, kann eine Rolle in seinem neuesten Roman übernehmen. So verkündete er. Also, sagen wir mal, namentlich könnte zum Beispiel ich das machen. Über ebay wollte der Großmeister des Grauens mit der dunklen Brille einen Namen für einen seiner Buch-Helden finden. Wer genügend zahlt, der kommt in Kings neuestes Gänsehaut-Werk rein. Das Geld, das dabei reinkommt, soll für die Pressefreiheit in den USA gespendet werden. Verkündete er.
Ich weiß nicht, was aus der Sache geworden ist. Es hat mich damals nicht weiter gekümmert, könnte ich doch von meinem Gehalt nicht mal die Aufnahme in die ebay-Liste von Stephen King zahlen. Aber heute bin ich noch einmal über die Meldung von damals gestolpert. Und da stößt mir doch dies oder das auf. So dachte ich z. B. immer, die Vereinigten Staaten seien das Land der Pressefreiheit schlechthin. Das aber scheint wohl ein Irrtum zu sein, ansonsten hätte King ja nicht eine Sammelaktion ins Leben gerufen.
Und dann kam mir diese Namens-Kauf-Idee irgendwie bekannt vor. Es ist schon eine Weile her, da saß ich mit meinem Freund, einem Augsburger Krimi-Autor, bei einem Bierchen in unserer Stammkneipe zusammen. Als sein Glas restlos leer war, sah er mich fragend an. Ich wusste, was kam. Er hatte mal wieder nicht das nötige Klimpergeld fürs nächste Glas. »Wenn du heute meine Zeche zahlst, dann schreibe ich dich in meinen nächsten Krimi rein«, meinte er. Gut, haben wir ausgemacht.
Bin gespannt, als was ich in seinem nächsten Hochspannungs-Werk auftauche. Als Retter blonder Jungfrauen? Als Sex-Monster? Zombie? Vampir? Vertrottelter Hilfskommissar? Durchgeknallte Killerspülmaschine? Durchschnittsamerikaner? Zensur-Beamter? Meinem Augsburger Krimi-Autor-Freund ist alles zuzutrauen. Falls Sie mal einem Menschen über den Weg laufen, der sich als Augsburger Krimi-Autor rühmt: Vorsicht! Sie haben schneller Ihre Seele verkauft, als Sie denken!
