Es war eine traurige Nachricht: Ralph Steinman, einer der drei diesjährigen Träger des Medizin-Nobelpreises, starb bereits drei Tage vor seiner Benennung. Dennoch wurde ihm der Preis posthum zugesprochen, was eine Neu-Definition des Reglements des Nobelpreises bedeutete. Steinman teilt sich den mit 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierten Preis mit zwei weiteren Forschern zur Immunabwehr, Bruce Beutler und Jules Hoffmann. Die Begründung der Preisverleihung: Die Arbeiten der Forscher hätten maßgeblich zur Entwicklung besserer Impfstoffe bei Infektionen und zu Fortschritten im Kampf gegen den Krebs beigetragen. Auf Steinman geht die Entdeckung der dendritischen Zellen, die zu einer Aktivierung der T-Lymphozyten führen, zurück. 1973 entschlüsselte er diesen komplizierten Teil der Immunabwehr.
Doch es gibt auch einen Nobelpreis ganz anderer Art. Ich meine nicht den Alternativen Nobelpreis, sondern den IG Nobelpreis. Dieser Preis ehrt Forscher-Ambitionen, die keine empirische Relevanz haben, zumindest nicht auf den ersten Blick. So muten die Kurzbeschreibungen des Preises teilweise skurril an. Oder finden Sie es normal, wenn ein Bürgermeister ordnungswidrig geparkte Autos einfach von einem Panzer überrollen lässt? Der Bürgermeister der litauischen Hauptstadt Vilnius, Arturas Zuokas,
hat so gehandelt und für sein unorthodoxes Vorgehen den IG Nobelpreis bekommen.
Doch auch die anderen Preisträger dieses Preises zeichnen sich durch besonderen Erfindergeist aus. So fanden japanische Forscher heraus, dass Wasabi-Geruch perfekt als Feueralarm einsetzbar ist und sogar Taube wecken kann; von anderen ausgezeichneten Forschern wurde der blinde Paarungstrieb australischer Käfermännchen, die gerne eine Bierflasche besteigen, genauso unter die Lupe genommen wie die Angewohnheit des Homo Sapiens, unter bestimmten Umständen herzerweichend zu seufzen.
Mein besonderer Liebling unter den ausgezeichneten Forschungsergebnissen der IG Veranstaltung ist die Untersuchung, ob man(n) eine Schildkröte zum Gähnen bringen kann: Bislang gelang es nicht. Der Forscher, der das herausfand, ist ebenfalls IG Nobelpreisträger.
Diese Auszeichnung (der IG-Nobelpreis ist ein Wortspiel mit "ignoble«, also schändlich, unwürdig) ist keineswegs als Veräppelung des traditionellen Nobel-Preises. Er wird von der Universität Harvard verliehen und von »echten« Nobelpreisträgern überreicht. Ein extravaganter Clou ist, dass die Ausgezeichneten nur wenige Sekunden Zeit für ihre Dankesworte zur Verfügung haben. So wird das humorige Ambiente der Veranstaltung unterstützt – seit nun mehr 21 Jahren.
Bild: Schildkröte ©
Rita Thielen/www.pixelio.de