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Raritäten

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Das Schreiben stirbt, tönt es immer wieder aus den Reihen von Zeitgenossen: Wer schreibt denn heute noch Briefe? Ja, da haben sie wohl recht: Außerhalb der Geschäftskorrespondenz schreiben tatsächlich nur noch wenige Menschen Briefe. Vielleicht mal eine Karte zu Weihnachten oder zum Geburtstag, aber auch hier sind E-Mails oder SMS deutlich im Vormarsch.

Ja, aber sind denn E-Mails keine Briefe? Gut, sie sind nicht mehr per Hand auf Papier niedergeschrieben, aber sie ähneln doch dem, was Briefe früher waren: Mittel zu dem Zweck, dem Empfänger eine Botschaft zu übermitteln – oder ihm auch einfach nur zu zeigen, dass man an ihn denkt.

Ich sehe es ähnlich, und eigentlich bin ich froh, dass ich nicht mehr allzu viele handgeschriebene Briefe erhalte. Wer schreibt denn heute noch leserlich genug, dass es eine Freude wäre, die Zeilen zu lesen? Über Mails freue ich mich jedoch immer. Die Leserlichkeit ist gewährleistet und Rechtschreibkorrekturprogramme sorgen dafür, dass auch der Orthografie Genüge getan wird.

Einen Nachteil hat das Ganze jedoch: Alles Digitale ist mehr als vergänglich. Wer hebt schon Mails auf, wer legt sie ab, wer liest sie nach Jahren noch einmal? Das war früher anders: Gott sei Dank, sage ich, gab es zu Schillers Zeiten noch keine Computer. Dann hätten wir heute nämlich nicht das Vergnügen, seine zahlreichen Briefwechsel mit großen Persönlichkeiten wie Goethe, Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, Gottfried Körner oder Georg Göschen und anderen nachverfolgen zu können. Und da würde uns wirklich etwas entgehen. Über 2.200 Briefe verfasste Schiller!

Ein Brief an Goethe zum Beispiel lautet so – achten Sie auf die wunderbare, ausgefeilte Wortwahl, auf die eloquenten Formulierungen:

Hochwohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath!

Beiliegendes Blatt enthält den Wunsch einer Sie unbegrenzt hochschätzenden Gesellschaft, die Zeitschrift, von der die Rede ist, mit Ihren Beiträgen zu beehren, über deren Rang und Werth nur Eine Stimme unter uns sein kann. Der Entschluß Euer Hochwohlgeboren, diese Unternehmung durch Ihren Beitritt zu unterstützen, wird für den glücklichen Erfolg derselben entscheidend sein, und mit größter Bereitwilligkeit unterwerfen wir uns allen Bedingungen, unter welchen Sie uns denselben zusagen wollen.

Hier in Jena haben sich die HH. Fichte, Woltmann und von Humboldt zur Herausgabe dieser Zeitschrift mit mir vereinigt, und da, einer nothwendigen Einrichtung gemäß, über alle einlaufenden Manuscripte die Urtheile eines engern Ausschusses eingeholt werden sollen, so würden Ew. Hochwohlgeboren uns unendlich verpflichten, wenn Sie erlauben wollten, daß Ihnen zu Zeiten eins der eingesandten Manuscripte dürfte zur Beurtheilung vorgelegt werden. Je größer und näher der Antheil ist, dessen Sie unsre Unternehmung würdigen, desto mehr wird der Werth derselben bei demjenigen Publicum steigen, dessen Beifall uns der wichtigste ist. Hochachtungsvoll verharre ich

Euer Hochwohlgeboren gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer
Jena 13. Juni 1794
F. Schiller.

Als Rarität bieten wir Ihnen einige wenige Exemplare des Werkes „Schöne Briefe“ an: Eine besondere Auswahl von Schillers Briefen wird in dieser luxuriösen und bibliophilen Ausgabe in Faksimiles und Transkriptionen mit Erläuterungen vorgestellt. Ein echtes Fundstück für alle Literaturbegeisterten!

(Geschrieben von Matthias Stöbener)

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