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Reiseberichte berichten nicht nur von der Reise…

Reise.jpg… und geben dem Leser mehr als die von den Werbetextern immer wieder beschworenen »tiefen Einblicke in Geschichte und Kultur« der bereisten Länder. Viel tiefgehender sind oft die Rückschlüsse, die Reiseberichte über das Weltbild, die Lebensumstände und die Persönlichkeit des Reisenden zulassen. Die Reisetagebücher der folgenden beiden Kandidaten zum Beispiel gelten bis heute als wichtige geschichtliche und völkerkundliche Dokumente. Doch wie muss ein Mensch gestrickt sein, der auf solche Trips geht…


Der Österreicher Georg Christoph Fernberger begab sich 1588 auf eine Pilgerreise ins Heilige Land. Ein Vorhaben, das damals eigentlich abenteuerlich genug gewesen wäre. Doch Neugier und Entdeckerdrang trieben Fernberger weiter: auf den Sinai, nach Babylon, Persien bis nach Indien. Stets war ihm das Glück hold und 1593 kehrte er wohlbehalten nach Wien zurück um 1594 gleich wieder loszuziehen: in den »langen Türkenkrieg«. Doch damit hatte er sein Glück überstrapaziert. Noch im selben Jahr erlag der 37-Jährige einer Wundinfektion.


Ausgerechnet der Neffe (es könnte auch ein Vetter gewesen sein) von Georg Christoph Fernberger ging als der erste österreichische Weltreisende in die Geschichte ein. Und das nicht einmal freiwillig. Vielleicht lag der Hang zu Umwegen in der Familie. Jedenfalls geriet Christoph Carl Fernberger im 30-jährigen Krieg in den Niederlanden in Gefangenschaft. 1621 kaufte ihn seine Familie frei. Doch um nach Hause zu gelangen kämpfen wollte er wohl nicht mehr -,hätte er sich durch die feindlichen Linien schlagen müssen. Zu gefährlich, befand er. Ob Christoph Carl aus der fatalen Risikobereitschaft seines Onkels gelernt hatte?


Jedenfalls entschied er sich für den Seeweg. Bis Venedig wollte er segeln, dann bis Wien auf dem Landweg. Und so ging er 1621 an Bord eines Schiffes. Versehentlich auf das falsche. Statt Venedig steuerte das Schiff Westafrika an. Es zerschellte bei den Kapverdischen Inseln. Fernberger überlebte und wurde von einem Schiff der Ostindien-Kompanie aufgelesen. Das fuhr aber nicht nach Europa zurück, sondern nach Südamerika, durch die Magellanstraße, an die Pazifikküste Nordamerikas, zu den Philippinen und nach Indonesien. Hier begann Christoph Carl, sich als Händler zu betätigen, reiste nach China, Japan, Indien, Persien… Erst als er das Gerücht hörte, Österreich sei von den Türken besetzt, machte er sich 1628 auf den Heimweg.


Bemerkenswert, diese Reiselust, dieser Erlebnishunger. Heute dagegen planen wir jeden Urlaub bis ins kleinste Detail. Und kriegen schon einen Stress-Anfall, wenn die Bahn mal nicht pünktlich auf die Minute fährt.


Bild: © Andreas Hermsdorf/PIXELIO

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