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Schluss mit malträtierten Schülerrücken!

Die Tornister, Rucksäcke, Schultaschen von Schülern sind keine Leichtgewichte. In Deutschland haben Messreihen ergeben, dass ein Schülerrücken mit durchschnittlich etwas mehr als neun Kilogramm beladen ist. Damit das im Verhältnis zu dem Schülergewicht stünde, müsste jeder Schüler mehr als 90 Kilo auf die Wage bringen, nur dann wäre dieses Gewicht noch einigermaßen gesund. So aber …

Dem Problem der übermäßig schweren Schultaschen rücken jetzt die Franzosen auf die Pelle. Wenn es nach dem französischen Bildungsminister Xavier Darcos ginge, sollten schon ab 2008 die ersten E-Books für den Unterricht zur Verfügung stehen. Drei Kilo Gewichtseinsparung versprechen sich die Franzosen von der Einführung der E-Books im Unterricht. Ein Feldversuch von 50 Schulklassen soll zeigen, ob die E-Books sich bewähren, praktikabel sind und wirklich den Schülerrücken entlasten.

SchultascheUnd in den deutschsprachigen Ländern? Das scheint man sich über das Problem noch keine großen Gedanken gemacht zu haben. Das Börsenblatt des deutschen Buchhan- dels hat in seiner Ausgabe 46-2007 deutsche Bildungsverlage dazu befragt. Überwiegender Tenor: Das werde sich nicht durchsetzen, weil die technischen Geräte nicht robust genug seien. Man solle stattdessen lieber das Gewicht von Schulbüchern reduzieren, meinte der Geschäftsfüh- rer von Cornelsen, Wolf-Rüdiger Feldmann.

Als ich dies meiner Frau erzählte, die Gymnasiallehrerin ist, ergriff sie der heilige Zorn. Sofort holte sie „English G A1 – Ausgabe Bayern“ (das war das alte Buch) und „Englisch G 2000 Band 1 – Ausgabe Bayern (das ist das neue), beide Bücher bei Cornelsen erschienen. Wir legten die Bücher nacheinander auf die Küchenwaage. Und siehe da: Das neue Buch wiegt 620 Gramm – im Gegensatz zum alten Buch, das 410 Gramm wiegt. Das neue Buch wiegt also 210 Gramm mehr! Eine Gewichtszunahme um mehr als 50 %! Danke Ihnen, Herr Feldmann!

Das ist aber kein Einzelfall. Meine Frau sagt, dass auch andere Schulbüchern im Lauf der Jahre an Gewicht zugelegt haben. Sie hat nun reagiert und fährt ihre Schulbücher mit einem Trolley in die Schule. Nichts würde sie sich mehr wünschen, als dass sich die E-Books an den französischen Schulen durchsetzen und irgendwann auch ins verschlafene Deutschland einziehen – gegen den Widerstand der Schulbuchverlage.

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