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Schnee von gestern?

SchneeIn Mitteleuropa kennen wir Schnee eigentlich nur in zwei Varianten: als Papp- und Pulverschnee. Meistens ist er lästig, da er uns getriebene Menschen am zügigen Vorwärtskommen hindert und uns schon mal die Bodenhaftung verlieren lässt. Allenfalls im Freizeitbereich ist die weiße Pracht wohlgelitten als Unterlage für Ski und Schlittschuh, gerne auch aus der Schneekanone. Dass Schnee etwas mit Kunst und Poesie zu tun haben könnte, ist weitgehend verborgen geblieben.

Die Inuit, so hört man, sollen unzählige Wörter für das weiße Zeug, das von oben herabschwebt, haben. Wer Peter Hoegs „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ gelesen hat, kennt die Legende. Wahr ist, die Völker im eisigen Norden kennen tatsächlich schwindelerregend viele Bezeichnungen für die kleinen Kristalle aus Eis. Das liegt allerdings an ihrer besonderen Art der Sprachbildung, polysynthetisch genannt. Für Aussagen, für die wir ganze Sätze brauchen – etwa „Schnee, der auf die Wiese fällt“ – reicht in den Inuit-Sprachen ein einziges Wort.

Wie Schnee aussieht, wenn man ihn ganz nah betrachtet, hat Wilson Bentley (1865 – 1931) untersucht. Vielleicht muss man ein Kauz sein, wenn man sich so intensiv mit Schneeflocken beschäftigt, wie er es tat. Auf jeden Fall verdanken wir dem eigenbrötlerischen Sonderling aus Vermont spektakuläre Fotografien von Schneekristallen. 1885 gelang ihm unter dem Mikroskop die erste Aufnahme einer Schneeflocke und mehr als 5.000 sollten folgen. Sie mündeten 1931 in dem heute immer noch faszinierenden Werk „Snow Crystals“.

Die Schneekristalle, aufgenommen mit einer Balgen-Plattenkamera mit Spezialobjektiv, präsentieren sich als bizarre Kunstwerke, überwiegend hexagonal, daneben nadel-, säulen-, zapfen- oder plattenförmig. Sie wirken wie feine Kunstwerke, keines ist wie das andere. Neben der Flockenfotografie widmete sich Bentley, im Hauptberuf Farmer, der Schneeforschung – seine Lebensaufgabe. Er fand heraus, wie sich Schnee bei unterschiedlichen Temperaturen und Windstärken verhält. Erst nach seinem Ableben fanden seine Beobachtungen Eingang in die wissenschaftliche Forschung. Zeitlebends war der „Spinner im Schuppen“, wie Zeitgenossen den Flocken-Fotografen nannten, verkannt.

Zeit also, die weiße Pracht einmal unter einem künstlerischen Aspekt zu sehen – und mit etwas Humor. Wie sagen Spaßvögel, wenn „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ vom Himmel purzelt? Geschnitten ist es schon, es fällt nur noch…

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Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: daniel stricker / pixelio.de

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