Mobbing – das ist ein furchterregendes Wort. Es klingt nach
Ausgrenzung, Hass, Verletzung und Angst. Ein Zustand, den man niemandem
wünscht. Und doch leiden tausende Opfer an ihrem Arbeitsplatz unter Mobbing,
sei es durch Kollegen oder durch Vorgesetzte. Eine schlimme Vorstellung…
Natürlich gibt es meterweise Fachliteratur über dieses Thema.
Dass man sich dem Ganzen aber auch literarisch nähern kann,
beweist Annette Pehnt, die in ihrem Roman „Mobbing“ beschreibt, wie der
Arbeitsplatzterror eine Mittelstandsfamilie zu zerstören droht. Aus der Sicht
der Ehefrau des Mobbingopfers erzählt sie, wie die Familie – stereotyp verortet
im Vorort-Reihenhaus mit zwei Kindern – immer stärker unter der unguten
Jobsituation des Vaters leidet und sich ganz existenziell bedroht sieht. Vater
Joachim nämlich wird von seiner neuen Chefin so perfide gemobbt, dass die
Kündigung schließlich fast wie eine Erleichterung wirkt.
Doch die jahrelange Tortur hat Spuren in der Familie
hinterlassen. Verzweiflung, Hilflosigkeit und zunehmende Sprachlosigkeit haben
die Psyche Joachims und seiner Frau so angegriffen, dass das ganze Lebensmodell
hinterfragt wird und man sich verzweifelt an stützenden familiären Ritualen
festklammert. Eine thematisch fast beklemmende Lektüre, hervorragend
geschrieben und mit feinem Blick für die zwiespältigen Befindlichkeiten der
Betroffenen. Ein richtig gutes Buch.
Schließlich ist Autorin Annette Pehnt ja auch so etwas wie eine
Spezialistin auf dem Gebiet der Tabu-Themen. Schon in ihrem Buch „Haus der
Schildkröten“ hat sie sich eines verdrängten Themas, dem Leben im Altenheim,
angenommen und daraus einen tollen Roman gemacht. Und das gelingt ihr mit
„Mobbing“ erneut.