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Träume

Immerhin an die 5.000 Menschen, so viele wie beim letzten Jokers- Lyrik-Wettbewerb, haben sich bei einer besonderen Schreib-Aktion be- teiligt. Die volkskundliche Kommission für Westfalen wollte wissen, was die Menschen an einem einzigen Tag erleben. Ausgewählt wurde dafür der 18. November 2006.

Ein ganz normaler Tag? Ein Freitag wurde genommen, damit mehr Freizeit in den Berichten vorkommt. Wie man erfahren konnte haben sich als Berichterstatter die verschiedensten Menschen vom Gefängnis- Insassen bis zum Zweitklässler beteiligt. Sogar eine 31-jährige Kos- metikerin aus Kamen. Ich habe den Bericht über ihren 18. November schon vorab im Internet gelesen. Sie erzählt von ihrem Einkauf mit Hund und ihrem Ärger mit dem Geschäft. Nebenbei erfahren wir aber auch, dass sie am Morgen schon sieben Haustiere versorgen muss und ihr Freund nur aufsteht, wenn er eine Tasse Kaffee ans Bett bekommt. Einer pensionierten Pastorin geht es nicht viel anders. Auch sie muss ihren Mann mit einem Kaffee aus dem Bett locken. Aber dann gehen die beiden Lebenswege gewaltig auseinander. Die Kosmetikerin hofft auf einen guten Umsatz, die pensionierte Pastorin schlüpft in die Birkenstockschuhe und verteilt Prospekte für die Bücherei vor den Schulen.

TräumeWas hätte ich da geschrieben? Und hätte ich auch wirklich die Wahrheit geschrieben? Die Wahrheit ist nämlich oft sehr peinlich. Das reicht von der Körperpflege bis zur Krankheit. Geht ja schon beim Träumen los. Wer erzählt seinem Partner schon gerne seine Träume in aller Ehrlichkeit? Träume zum Beispiel, in denen der Partner ein ganz gemeines Wesen war. Es soll Leute geben, die schreiben ihre Träume auf. Gleich wenn sie aufwachen, kritzeln sie ihre Erinnerungen in ein Notiz- büchlein, das sie neben dem Bett lie- gen haben. Und es soll Leute geben, die sagen, dass die Träume viel wahrer sind als irgendwelche Tagebuch-Eintragungen. Man müsste die Träume halt nur richtig deuten können.

Leider haben weder die Kosmetikerin noch die pensionierte Pastorin von ihren Träumen erzählt. Weder von den Träumen in der Nacht noch von ihren Tag-Träumen, von der Zukunft. Aber dazu braucht’s vielleicht einen eigenen Erzähl-Wettbewerb. Thema: Mein schönster Traum oder so. Und dann ein Buch dazu. Davon träume ich jetzt schon mal.

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