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Von Emanzen und Märchenprinzen

Ein Buch, zwei Männer, zwei Frauen, eine Diskussion. So geschehen, als ich mit drei guten Freunden neulich nach der Arbeit noch etwas trinken ging. Irgendwie brachte Susanne in einem Nebensatz das Buch „Der Tod des Märchenprinzen“ von Svende Merian ins Spiel.

Als dieses Standardwerk der feministischen Bewegung 1980 erschien, lasen es viele Frauen. Ein Hype, der sich mit dem Abflauen der Frauenbewegung legte.

SymbolEdith, eine weitere Freundin in der Runde, stieg sofort auf den Titel und die Autorin ein: „Mann, was waren das damals für Zeiten. Dieses Buch war so etwas wie unsere Bibel!“ Darauf meinte Dieter gelangweilt, er habe „die ganzen Kampf-Emanzen“ der 80er nie ausstehen können. Und schon waren wir in der herrlichsten Diskussion.

„Was hat der ganze Feminismus den Frauen denn letztendlich gebracht? Nicht viel!“, setzte Dieter drauf und traf den Nerv. Susanne und Edith überschlugen sich vor Empörung und argumentierten: „Wohl kaum eine Frau könnte heute so frei leben, wenn es nicht diese mutigen Kämpferinnen für die weibliche Sache gegeben hätten. Ein Hoch auf Alice Schwarzer und Svende Merian!“

„Kennt ihr eigentlich auch die Antwort auf das Buch?“, fragte ich. 1982 hatte der Kabarettist Henning Venske als „Arne Piewitz“ eine Replik veröffentlicht: „Ich war der Märchenprinz“. Eine mehr oder weniger ernst gemeinte Gegendarstellung zu Merians Roman. Mit dem Kabarettisten hatte ich natürlich noch neues Öl ins Feuer geschüttet … Und so ging die Diskussion weiter, bis endlich alle erschöpft in ihr Glas starrten. Am Ende einigten wir uns darauf, dass wir beim nächsten Treffen über die Arbeit sprechen.
 

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