"Die Normalen": Was für
ein schöner Buchtitel! Denn das mit dem Normalsein geht einem ja immer so
schnell über die Lippen und man denkt nicht wirklich darüber nach, was das denn
eigentlich heißt: normal sein.
Da kommt das Buch von
David Gilbert gerade recht. Denn dort wird genau diese Frage aufgerollt und
zwar anhand des Harvard-Absolventen Billy Schine, der sich aus Geldmangel für
eine Medikamentenstudie meldet. Es gilt ein Mittel gegen Schizophrenie zu
testen. Billy hat nichts zu verlieren, hat er während seines Studiums doch
einen Berg Schulden aufgetürmt und eine Beziehung zu einer
Wirtschaftswissenschaftlerin, die er lieber heute als morgen beenden würde. Und
so erscheint ihm der Weg in die Labors des Pharmaunternehmens als Wink des
Schicksals und Möglichkeit, sich mal für eine zeitlang zurückzuziehen und dabei
auch noch eine Stange Geld zu verdienen. Außerdem liebt Billy das Kranksein.
Was liegt da näher als endlich seine fünfundvierzig Quadratmeter
Koch-Wohn-Ess-Lese-Gäste-Mediencenter zu verlassen und sich in die Hände der Pharmaindustrie
zu begeben.
Aber natürlich ist das
alles nicht so einfach wie gedacht. Bei den Tests in der Klinik Hargrove Anderson Medical trifft der
lebensunentschlossene Billy auf Verrückte, Halbverrückte und vermeintlich
Normale, allesamt ziemlich schräge Typen. Allen ist eines gemeinsam: Sie
versuchen dem Leben aus dem Weg zu gehen. "Die Normalen" ist richtig witzig,
herrlich skurril und voller toller Dialoge in einer abgeschlossenen Welt.
Der amerikanische Autor
David Gilbert schreibt im normalen Leben für den New Yorker und Harper’s
Bazaar. Ein Meister des geschliffenen Wortes also und damit meine
Lese-Empfehlung für lange Herbstabende.
Bild: Rainer Sturm/pixelio.de